Ich freue mich, Sie alle bei den “Nächte der Philosophie”, initiiert und organisiert vom wunderbaren Philosophen Leo Hemetsberger, in meinem Lieblingscafé in Wien, dem Café Korb begrüssen zu können. Im Rahmen meiner langjährigen #HannahArendtLectures wird sich laStaempfli mit den Kontroversen rund um Hannah Arendt beschäftigen und ein Schmankerl für die Presse: Ein Primeur zum #HannahArendtPreis Bremen.
Die dritte Vorlesung “Menschliche Datenpakete und Trollfabriken” ist schon durch und hier ein paar Literaturhinweise, die während der Vorlesung versprochen wurden, ebenso die Auflistung der philosophischen Menschenbilder und der daraus folgenden politischen System nach Regula Stämpfli.
Zur Erinnerung, wie gross Hannah Arendt war: Sie schrieb über die “mathematische Entfremdung der Welt als die Computer noch so gross wie Lastwagen waren.” Mein/Unser Lieblingszitat hierzu: “Jedenfalls hat, was die Neuzeit betrifft, Weltentfremdung den Gang und die Entwicklung der modernen Gesellschaft bestimmt, während Erdentfremdung von vornherein das Wahrzeichen der modernen Wissenschaft wurde. (…) Der Mathematik gelang es, sich von den Fesseln räumlicher Vorstellungen zu befreien und das (..) menschliche Erkenntnisvermögen die Möglichkeit auf Endlichkeit zu nehmen.” Aus Vita ACTIVA. Technik und Politik gehören nach Hannah Arendt zusammen. Es geht nicht um Wahrheit oder Wissen, es geht um DAS URTEILEN und den vernünftigen Meinungsaustausch über die Sphäre des ÖFFENTLICHEN LEBENS und der gemeinsamen Welt. Es geht auch darüber, wie die Dinge in der Welt aussehen sollen, auch die Technik, und welcher Art und Weise die Dinge sein sollen, die wir haben und welchen SINN die Dinge haben. Die Digitalisierung stellt uns – so laStaempfli – nicht nur vor die Frage, ob Roboter bald die besseren Menschen werden, sondern inwiefern Menschen immer mehr zu Kategorien, Klassen, Maschinen, Gruppen etc. mutieren müssen, um in der neoliberalen, digitalen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts überhaupt noch überleben zu können.
Nicht vergessen: Auf www.ta-swiss-futurepodcast.online gibt es ganz viele spannende Gespräch & Interviews, die Regula Stämpfli zum Thema “Digitalisierung” geführt hat.
Menschenbild und Staatensystem GIB MIR EIN MENSCHENBILD UND ICH NENNE DIR DIE STAATSFORM
Platon (427-347 v. Chr.) – Platon glaubte an die Idee von einer idealen Gesellschaft, die von Philosophenkönigen regiert wird. Sein Menschenbild war stark von der Idee beeinflusst, dass Menschen unterschiedliche Fähigkeiten und Neigungen haben. Sein politisches System, das in seinem Werk “Der Staat” beschrieben wird, ist die aristokratische Herrschaft der Weisen. (laStaempfli ironisch: So ungefähr das schlimmste alller Systeme…. Philosophenkönige, ohjeohje.)
Aristoteles (384-322 v. Chr.) – Aristoteles sah den Menschen als politisches Tier, das in der Polis (Stadtstaat) lebt. Sein Menschenbild betonte die Bedeutung von Gemeinschaft und Politik für das menschliche Wohlergehen. Sein politisches System war eine gemäßigte Form der Demokratie, die auf einer ausgewogenen Mischung von Monarchie, Aristokratie und Demokratie beruhte.
Thomas Hobbes (1588-1679) – Hobbes’ Menschenbild war von einem pessimistischen Blick auf die menschliche Natur geprägt. Er glaubte, dass Menschen von Natur aus egoistisch und aggressiv sind. Sein politisches System war ein absoluter Leviathan, in dem eine starke zentrale Regierung notwendig war, um den Menschen Frieden und Sicherheit zu garantieren. Souveränität als Rettung vor dem Chaos.
John Locke (1632-1704) – Locke sah den Menschen als vernünftiges Wesen, das natürliche Rechte wie Leben, Freiheit und Eigentum hat. Sein Menschenbild betonte die individuelle Freiheit und Selbstbestimmung. Sein politisches System war eine Form des liberalen Staates, in dem die Regierung durch den gesellschaftlichen Vertrag eingeschränkt wurde und der Schutz der individuellen Rechte im Vordergrund stand. Kapitalistischer Vordenker für vertragsgebundenen Parlamentarismus mit ökonomischer Hegemonie.
Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) – Rousseaus Menschenbild betonte die natürliche Güte des Menschen, die jedoch durch die Zivilisation verdorben wird. Sein politisches System war das Konzept des Gesellschaftsvertrags, in dem die Menschen ihre individuellen Interessen dem Gemeinwohl unterordnen und eine allgemeine Wille bilden. Rousseau als Denker der radikal Rechten (Führerstaat) und der radikal Linken (Diktatur des Proletariats), aber auch der Demokratie mit der Gefahr der “Tyrannei der Mehrheit.”
Immanuel Kant (1724-1804) – Kant sah den Menschen als vernunftbegabtes Wesen, das moralische Autonomie besitzt. Sein Menschenbild betonte die Würde und den Wert jedes einzelnen Menschen. Sein politisches System war eine Form des demokratischen Friedens, das auf dem Prinzip der gegenseitigen Achtung und des Völkerrechts beruhte. UNO und Sprechakte heute.
Karl Marx (1818-1883) – Marx’ Menschenbild war von der dialektischen Materialismus geprägt, in dem die soziale Klasse und die ökonomischen Verhältnisse das menschliche Bewusstsein bestimmen. Sein politisches System war der Kommunismus, in dem die Produktionsmittel von der Gesellschaft kollektiv kontrolliert werden und die Klassenlosigkeit angestrebt wird.
Friedrich Nietzsche (1844-1900) – Nietzsche sah den Menschen als ein von Natur aus strebendes und machthungriges Wesen. Sein Menschenbild betonte die Bedeutung von Willen zur Macht und Selbstüberwindung. Sein politisches System kommt dem Dataismus, dem Mensch als Maschinenherrscher sehr nah.
Michel Foucault (1926-1984) – Foucaults Menschenbild betonte die Machtstrukturen und Disziplinierungsmechanismen in der Gesellschaft. Sein politisches System war eine kritische Analyse der Machtverhältnisse, die heutzutage zur Herrschaft von ehemals marginalisierten Gruppen wechselt, wobei was marginalisiert ist, sich ständig ändern kann.
Hannah Arendt (1906-1975) – Arendts Menschenbild betonte die menschliche Handlungsfähigkeit und das politische Handeln im öffentlichen Raum. Ihr politisches System war eine Form der deliberativen Demokratie, in der Bürger aktiv an politischen Entscheidungsprozessen teilnehmen und ihre Freiheit durch politische Partizipation ausüben.
Die Kombination von «monokausalen Narrativen» und «virologisch basierter Datenhoheit» habe ein «Zeitalter der totalen Gewissheit» geschaffen, schreibt die Politikwissenschafterin Regula Stämpfli. Die Urteilskraft gegenüber Richtig und Falsch sei auf der Strecke geblieben.Regula Stämpfli am 9.5.2020 in der NZZ.
Hannah Arendt revisited: Elemente und Ursprünge digitaler Auflösung der Wirklichkeit von Regula Stämpfli an der HSG – Universität St. Gallen.
Für 20 SFr. die Vorlesung hören, für 20 SFr. die Bücher von Regula Stämpfli nachlesen.
Politische Philosophie: Diese Vorlesung beschäftigt sich mit Fiktionen, technischer Reproduktion, Digitalisierung und der «Eroberung der Welt durch Narration und Zahl» auf den Spuren Hannah Arendts. Die Kombination von «monokausalen Narrativen» und «automatisierter digitaler Reproduktion» erschafft ein neues «Zeitalter der totalen Gewissheit», analysiert die Politphilosophin Stämpfli, die durch diese Vorlesung führt. Die Urteilskraft gegenüber richtig und falsch bleibt dabei oft auf der Strecke. Wir gehen in der Vorlesung unterschiedlichen Beispielen nach, die «den Verstand mit Argumenten so bezaubern» (Hannah Arendt), damit der öffentliche Diskurs nur noch den Meinungen und nicht mehr der Information dient. Das Medium der Digitalisierung ist nicht nur die Message, sondern mehr und mehr totalitäre Ideologie. Datenpakete «beweisen» gegenüber der Wirklichkeit bald diese, bald jene Meinungen, so dass sie oft gar nichts mehr «wirklich» erklären. All dies macht die Existenz von uns als Bürgerinnen und Bürger, als Weltangehörige eines undurchsichtigen, datenbasierten Systems, fragil. Donnerstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Online (Podcast)
Ab 7. April redet Regula Stämpfli @laStaempfli Bestsellerautorin/Politphilosophin für @HSGStGallen Öff Programm: "Hannah Arendt revisited: Elemente und Ursprünge digitaler Auflösung der Wirklichkeit". Sie/Ihr könnt Euch bei der HSG für 20 Franken einschreiben & dabei sein. pic.twitter.com/uQZCjQY41u
Die Schweizer Stimmbevölkerung wird am 13. Februar 2022 über ein “Massnahmenpaket zugunsten der Medien” zu entscheiden zu haben. Das Paket unterstützt im Wesentlichen die Grossverlage mit Millionen und nennt dies “Medienförderung”. Seit den digitalen Revolutionen und der Pandemie hat sich der Schweizer Staat dem korporatistischen Modell (Verbände- und Vereinsstaat) zugewandt. Statt die Medienförderung neu zu konzipieren bei gleichzeitiger Beihaltung der schon existierenden Medienförderung im Vertrieb, sollen die SteuerzahlerInnen die nächsten sieben Jahre weitere Millionen für völlig verknorkste und der Demokratie abkömmlichen Medienpolitik der letzten Jahrzehnte ausgeben.
Gegen das Mediengesetz hat ein Referendumskomitee rund um die rechten, rechtspopulistischen und rechtsbürgerlichen Kreise ergriffen. Dies dient als perfektes Argument für die Linken PRO Mediengesetz zu sein. Dabei hat Regula Stämpfli schon vor Jahren festgestellt, als der TRUMPISMUS sich manifestierte: “Nur weil die Falschen das Richtige sagen, wird das Richtige dadurch nicht falsch.” Die Position: “Ich stimme Nein, obwohl ich mit dem Referendumskomitee nichts am Hut habe” kommt in den öffentlich-rechtlichen Medien NICHT zum Tragen. Es findet ein Gepoltere, ein Geschrei statt & die politische Polarisierung wird bis zum Exzess betrieben.
Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil die Schweiz keine intellektuelle politische Kultur hat wie sie in Frankreich gepflegt wird und ansatzweise ein bisschen in der Romandie, obwohl der MediaToo Skandal der SSR weiterhin unter dem Deckel gehalten wird.
Hannah Arendt revisited: Elemente & Ursprünge digitaler Punktesysteme.
Dr. phil Regula Stämpfli, Politphilosophin & Bestsellerautorin München/Wien
Die zeitgenössische Welt im Dialog mit Hannah Arendts Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. 18.11.2021
“Einige erinnern sich vielleicht an Platos berühmten Kampf gegen die Sophisten. Er warf ihnen vor, ihre Kunst bestünde darin, «den Verstand mit Argumenten zu bezaubern», die nicht der Wahrheit dienten, sondern darauf abzielten, Meinungen zu erzeugen. Solange diese plausibel erscheinen, «liege ihnen die Kraft der Überzeugung inne». Hannah Arendt nennt dies den «temporären Sieg der Argumente auf Kosten der Wahrheit». In meinem Buch «Trumpism. Ein Phänomen verändert die Welt» zeichne ich nach, wie postmoderne Narrative, die sich «datengestützt» als Wahrheiten inszenieren – beispielsweise Meinungsumfragen, aber auch die omnipotente INZIDENZ zielen letztlich darauf hin, die vielfältige Wirklichkeit auf EIN THEMA, EINE BETRACHTUNGSWEISE, EINE INTERPRETATION zu reduzieren. Die neuen digitalen Daten-Herren inklusive ihrer Instrumente «Plattformkapitalismus»im Westen sowie «Digitaler Überwachungsstaat» im Osten, zerstören mittels einer umfassenden «Algorithmisierung der Welt» empirische Realitäten mit derart präzise berechneter Schlüssigkeit, dass der Unterschied zwischen Fiktion und Realität für die meisten von uns nicht mehr erkennbar ist. Gerade die Pandemie hat mit dem Zusammenfallen zwischen Datenherrschaft und politischer Herrschaft Ausschluss und Meinungsphänomene hervorgebracht, die mithilfe Hannah Arendts Denken untersucht und eingeordnet werden.” Zitat aus dem Buch zu Hannah Arendt revisited von Regula Stämpfli. Vorbereitende Lektüre siehe: Das grosse Demokratie Datenloch, Link https://regulastaempfli.eu/wp-content/uploads/2020/09/datenloch-swissfuture-methodenderzukunft.pdf sowie www.ta-swiss-futurepodcast.online
18.11. 21, 20 h, Das Dorf Obere Viaduktgasse 2, 1030 Wien