Philip Di Salvo is a post-doctoral researcher based at Università della Svizzera italiana (USI)’s Insitute of Media and Journalism.
Philip Di Salvo does research about whistleblowing, investigative journalism, Internet surveillance and the relationship between journalism and hacking. At USI, he teaches journalism both at the Master and Bachelor levels. Philip received his PhD in Communication Sciences from USI with a dissertation about the adoption of encrypted whistleblowing platforms in journalism in summer 2018. Since 2018, Philip is also a lecturer at NABA – New Academy of Fine Arts in Milan, Italy. As a freelance journalist, he writes for Wired, Motherboard/Vice, Esquire and other publications covering the social impacts of technology. At USI, Philip also works as the European Journalism Observatory (EJO) Italian editor. Philip has authored two books: “Leaks. Whistleblowing e hacking nell’età senza segreti” (LUISS University Press, Rome, 2019) and “Digital Whistleblowing Platforms in Journalism. Encrypting Leaks” (Palgrave Macmillan, London, 2020). Here Regula Staempfli and Philip Di Salvo talk about the World of secrecy, data, platform capitalism, surveillance, encryption and what is needed for a democratisation of digitalisation.
«Bild»-Chefredaktor Julian Reichelt musste Knall auf Fall am Montag gehen – der Klein Report berichtete. Der Abgang des Chefredaktors ist aber nicht die einzige Aufregung beim Boulevardblatt «Bild»: Es bebt bis in die höchsten Chefetagen, bis hin zu Mathias Döpfner. Dieser wollte an Julian Reichelt festhalten. Doch der Druck nach einem Bericht der «New York Times» durch den New Yorker Investor bei Axel Springer SE wurde zu gross. Was nun die Vorgänge bei «Bild» mit der österreichischen Inseratenaffäre zu tun haben und wie sie letztlich auch die Schweiz betreffen, dazu berichtet die Politphilosophin und Medienwissenschaftlerin Regula Stämpfli in einem Kommentar exklusiv für den Klein Report.
“Julian Reichelt hätte wissen müssen, dass sein Ende mit der Amazon-Staffel «Bild.Macht.Deutschland.» eingeleitet wurde. In sieben Teilen liess er die «Bild»-Zeitung und sich selber dokumentieren. Journalisten mögen es gar nicht, wenn sich ein einzelner Chefredaktor, selbst in Zeiten des «Selfism» (Regula Stämpfli), dermassen inszeniert. Die einheimische Konkurrenz war hingerissen oder fühlte sich provoziert: So oder so war Julian Reichelt nun permanent Thema. Auch Mathias Döpfner hätte es wissen müssen. Sein Verlag hat in den USA «Politico» gekauft – trotz Turbulenzen. Deshalb blieb die internationale Konkurrenz im Vorfeld nicht still und hat Recherchepotenzial entwickelt. Das Resultat war unter anderem in der «New York Times» zu lesen.
Konkurrenz unter Journalisten und Journalistinnen ist also eine gute Garantie für Meinungsvielfalt; ebenso die internationale Konkurrenz, wenn es darum geht, brisante und potente Medienaffären publik zu machen. Von Deutschland nach Österreich: Die Inseratenaffäre wurde durch den Ibiza-Skandal ausgelöst, der auch international begann. Doch in Österreich schritt gegen den Politik- und Medienskandal in der Folge auch noch die fähige und unabhängige Staatsanwaltschaft ein, Hut ab!
Diesen Mut wünscht sich jede Demokratin für ein funktionierendes Rechtssystem. Die Lehre hier ist: Funktionierendes Justizsystem garantiert unabhängige Recherche bei Medienkorruption.
Deshalb hier nun die wirklichen Bad News für die Schweiz: Das Schweizer Mediensystem kennt keine wirkliche Konkurrenz und keine internationale Investigation. Ganz zu schweigen von unabhängigen Journalisten, die Skandale intern aufdecken können, wollen und dies auch tun. Und würde in der Schweiz so wie in Österreich die Staatsanwaltschaft mutig eingreifen? Der offene Brief der 78 Tamedia-Journalistinnen im März 2021 beispielsweise machte in der Schweiz zwar ein paar kleine Schlagzeilen, doch es bleibt alles beim Alten. War da noch was punkto strukturellem Sexismus? Wir hören nichts mehr. Die Schweiz ist klein und die Fluktuation zwischen Medien, privaten, staatlichen, medialen und kulturellen Institutionen und Journalisten besonders hoch. Das Aufdecken von internen Affären ist in der Schweiz deshalb fast unmöglich. Allianzen aus dem Ausland? Fehlanzeige. Viele hiesige Verlage sind auf diese oder andere Weise mit den grossen Verlegern in Österreich und Deutschland liiert.
«Geld. Macht. Medien», heisst es hierzulande. Dies zeigt sich an der Medienkritik in der Schweiz. Seit Google und Facebook die Verlage umgarnen, ist kaum mehr Kritisches über die US-Giganten zu lesen, es sei denn, Whistleblower treten in Erscheinung, die selbst die von digitalen Giganten gesponserten Medien nicht einfach ignorieren können.
Zum Einfluss von Google auf das Mediensystem hat die Otto-Brenner-Stiftung schon im Jahr 2020 eine brisante Studie veröffentlicht, die ausser vom Klein Report hierzulande nicht aufgegriffen, sondern eher elegant ignoriert wurde.
Die Inseratenaffäre, die «Bild»-Affäre und auch der Relotius-Skandal erzählen viel über das Funktionieren respektive die Schwächen des gegenwärtigen Mediensystems.
Alle zeigen, wie wichtig es für das Funktionieren der Demokratie ist, dass kritische Journalistinnen, innere Pressefreiheit in den Redaktionen, vom Staat unabhängige Finanzen, unabhängige Recherchen, internationale Vernetzung und gute Medienkonkurrenz existieren.
Nun will auch noch der Schweizer Staat, der eh schon indirekt viele Millionen in die Verlage steckt, noch mehr «Medienförderung» betreiben. Dies sollte uns alle sehr ungemütlich stimmen. Denn im Schweizer Mediensystem ist es erstaunlich still: Kann es sein, dass es hierzulande keinen Relotius gibt?
Kann es sein, dass an der Affäre Berset nichts stimmt, sondern nur rechtspopulistischer Schmutz durch rechtspopulistische Medien stattfindet? PS: Am 25.10.2021 wird die Affäre Berset parlamentarisch untersucht – vier Tage nachdem dies Regula Stämpfli thematisiert hatte.
Weitere offene Fragen sind: Kann es sein, dass die hervorragende weibliche Leitung der Solothurner Filmtage einfach so kalt gestellt wird ohne einen Aufschrei? Kann es sein, dass es kein Zufall ist, in der Schweiz nichts bis ganz wenig von Google und Mediensubvention zu hören, zu lesen oder zu erfahren? Fragen über Fragen, die in der Schweiz so beantwortet werden wie in den USA: Bei Medienkritik gibt es keine Fakten, beim Medienfördergesetz gibt es keine Diskussion, sondern nur noch politische Positionen. Dies schadet uns allen: der Demokratie, der Information und dem Qualitätsjournalismus.”
Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei: Alles findet nun gleichzeitig statt: Vorlesungen digital, Vorträge und Podien (noch) analog – was via Zoom elegant auch mit New York klappte, ist nun wieder mit viel Reisen und Zeit verbunden: Schön, aber kompliziert. Fällt Euch auch auf, wie LAUT DIE WELT geworden ist?
Die Nomadin laStaempfli unterwegs.
Regula Stämpfli reist immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ausser sie ist mit ihrem Team unterwegs. Dies, falls Wikipedia-Trolls einiger Schweizer Zeitungen sich auf Recherche machen, um die unbequeme Denkerin zu skandalisieren – dies wird ja seit 2003, seit meinem ersten Buch zum politischen System und zum ABC der Demokratie, der Fall ist.
“Mit Sex, Katzen und Diäten” geht laStaempfli auf Tour: Ihr Denken ist so aktuell wie eh und je, meist zehn, zwanzig Jahre zu früh.
Am 15.10.2021 ist Regula Stämpfli zum Thema Design und Demokratie im MAKK Köln
Am 22.10.2021 ist Regula Stämpfli zur Zukunft der Arbeit in Bern für die Gewerkschaft syndicom, IG-Freie, deren Co-Präsidentin sie ist. Die Veranstaltung findet von 09.00 Uhr bis 16.00 Uhr statt: Generationenhaus Bern. Anmeldungen unter patrizia.mordini@syndicom.ch mit Verweis auf mich.
Am 1.11.2021 kommt, wie jeden Monat ihr Essay in ENSUITE – DEM Kulturmagazin im deutschsprachigen Raums, jetzt wo die Kulturberichterstattung ja immens runtergefahren wird. Zur Erinnerung: Frauen, kauft Kunst und Immobilien, siehe dazu auch die Folge der www.diepodcastin.de Isabel Rohner und Regula Stämpfli reden über weibliches Kapital.
Regula Stämpfli 18.11.2021 Wien zur langen Nacht der Philosophie.
Am 18. 11.2021 ist Regula Stämpfli in Wien zu Hannah Arendt revisited: Elemente & Ursprünge digitaler Punktesysteme.Die zeitgenössische Welt im Dialog mit Hannah Arendts Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. 18.11.2021, 18.11. 21, 20 h, Das Dorf. Aktuelles finden Sie auch auf der Facebook Seite Nächte der Philosophie. Bei Fragen kontaktieren Sie bitte den Organisator Dr. Leo Hemetsberger unter office@philprax.at oder pollitphilozoffin@gmail.com
Die Schweizer Medienförderung wird links-rechts polarisiert, was die Analyse des Medienwandels erschwert. Hier Regula Stämpflis Kommentar zu Österreich, digitalen Wandel und Medienfördergesetz Schweiz.
Regula Stämpfli: “Seit Codes, Algorithmen und Ratings politisches Storytelling dominieren, weise ich in Studien und in meinen Monographien darauf hin, dass gefälschte Umfragen eigentlich «business as usual» sind. Umfragen sind auftragsgebunden, schnell gemacht und generieren immer wieder billige Schlagzeilen. Sie entleeren gleichzeitig den politischen Diskurs und entdemokratisieren die klassischen Demokratien auf groteske Art und Weise so, dass in Wahlkämpfen Frisuren, Hunde, Affären und Lachanfälle eine grössere Rolle spielen als politische Handlungen, Entscheide, Wirkungen, Anreize.”
Regula Stämpfli: “Der Skandal der erkauften Beliebtheit steht also erstens entscheidend im Zusammenhang mit Umfragen, Zahlenpolitik, Statistiken, Image- und Markenstudien. Dies sind alles gefährliche Phänomene, die ich als «Konsumdemokratie» und als «Trumpism» wissenschaftlich dekonstruiere. Die Demoskopie-Demokratie hebt die Partizipationsdemokratie regelrecht aus den Angeln.”
laStaempfli: “Truth and Internet are no siblings. Truth, following Hannah Arendt’s paths on thinking reality, is always linked to worldly actuality. Searching for synonyms for the term “truth” in English offers actually “reality”. So it is pretty obvious but rarely discussed that truth in the digital realm is literally lost in space. There is no real world in the net: the internet is worldless – weltverloren in German terms, worthless so to speak when it comes to finding truth. Truth is what remains when all coding stops.“
Visuals by Ruben Marques Cassiano, CA student 2021. Oktober 2021
“What happened with trumpism for example is that postfactual truth by Trump and other Selfism-politicians Regula Stämpfli, Trumpism. Ein Phänomen verändert die Welt, Chapter X, Selfism as a political concept. have fed mere repetition of claims digitally. Therefore, Fake News, if repeated enough times, becomes “truth” by mere automatization in the social media. Hashtags, trends, tweets, followers, influencers, codes are not by themselves objective but shaped by the new programming elites. This is, in part, due to a conception of converting complex real-world processes into code, which comprises fallacies and methodological gaps from the very start. Computer programs are not representations of reality; they are essentially stage directions. The transcription of the real into the algorithmic automatically leads to fiction. The methodological oversights of privatized digital infrastructures transform the real world and its inhabitant creatures into subordinates of Big Data, and no one knows exactly how these infrastructures function.”
Zitat aus Kleinreport vom 5.10.2021: “In ihrer wahrscheinlich letzten Rede im Amt trat Angela Merkel am 3. Oktober 2021 vor Medien und Politprominenz. Es ging um den «Tag der Deutschen Einheit» und der Feier der Menschen, die vor 32 Jahren die Demokratie erkämpft haben.
Sie erinnerte daran, dass alles auch «hätte anders kommen können». Sie wertete die Demokratie als unbedingt schützenswert und dass alle Menschen sie auch «leben müssten». Gerade angesichts der zunehmenden Angriffe auf freiheitliche Grundwerte sollen sich alle ehrlich fragen, wie man «miteinander umgeht» und wie man «demokratische Werte» schütze, so Merkel.
Die abtretende Bundeskanzlerin warb in ihrer Rede aber nicht nur für Demokratie, sondern sie übte klare Parteischelte innerhalb der eigenen Reihen und eine Medienkritik, die sich gewaschen hat.
Dazu nachfolgend eine Einschätzung und ein Kommentar der Politphilosophin Dr. Regula Stämpfli für den Klein Report.” Hier der Link: http://www.kleinreport.ch/news/die-weltpolitikerin-angela-merkel-uber-burgerinnen-zweiter-klasse-97985/.
Design und Demokratie. Eine Diskussion Freitag, 15. Oktober, 18 Uhr
Ein Impulsvortrag von: Maziar Rezai (Designforscher und Designaktivist, Teheran/Braunschweig).
Ein Gespräch zwischen: Dr. Uta Brandes (Autorin und emeritierte Professorin für Gender & Design, Köln) Stephan Ott (Leiter Institute for Design Research and Appliance – IfDRA, Frankfurt am Main) Dr. phil. Regula Stämpfli (Politphilosophin und Bestsellerautorin, München/Wien) Prof. Thomas Wagner (Kritiker, Essayist und Redakteur, Heppenheim). Es geht um rebellische Perspektiven in “Designing Politics – the Politics of Design”. 15. Oktober 2021, 18.00 Uhr Kommt alle ins MAKK.
Regula Staempfli has been working on art, digital design, digital transformation, IT, social media for years. She has produced numerous books on the topic, going back to 2003 where she warned universities, institutions and parties to be controlled by data. She called it by 2007 “the conquest of the world as a code”. She is leading a future podcast for the SWISS SOCIAL SCIENCES in collaboration with TA-SWISS (TA-SWISS promotes public debate and facilitates democratic decision-making – because technological advances should serve people, not the other way around.) listen in to www.ta-swiss-futurepodcast.online
Here the introduction on Codes & Democracies: „Digital democracy“ is actually an oxymoron: „Digital“ means artificial, whereas“Democracy“ is worldly. And when it comes to democracy, the virtual world is like Swiss cheese: full of holes. What has so far been called „data bias“ isnot merely encoded prejudice, but a methodological gap. Uncritical coding keeps the real world on ideological crutches. Political philosopher Regula Staempfli’s article is a plea: not just for democracy to be digitalized, but that digitalization should finally be democratized.”
Women are beaten down by #Misogynie #Coding and lacking #Visibility. So laStaempfli advises every woman to use Trends in social media to promote their stuff: MAYBE EVEN A MAN stumbles across it and reads it. A MAN IN HIGH POSITION! (please turn on Irony Detector guys…) Anyway: My name is Regula Staempfli. I was elected among the first ten intellectuals in Switzerland and believe me: I deserve first – in EUROPE. There are a lot of stories to tell. First how my troll managed to get my name, my studies and my birthday wrong and refuses – with the help of WIKIPEDIA nerds – to put it right. But that does not matter. Really important is: I have a copypaste-proofed 800 page PHD on GENDER and WAR (1914-19145), a Hannah ARENDT Documentation center, I have written two bestsellers and am therefore financially independent and at the moment I have five podcasts going on, after having written five columns a week for major german speaking newspapers and radiostations. With the great Isabel Rohner I review German media on www.diepodcastin.de
I am many as you readers are. I am a great fighter and winner for democracy: in 2009 I invented the European Citizen Initiative – a direct democracy tool that helped prevent the privatisation of water in 2015. But enough about me: Here for my english speaking community:
Regula Stämpfli ärgert sich mal wieder über deutsche Titel. Grief nennt Chimamanda Ngozi Adichie den Schmerz, diese emotionale Amputation, die eintritt, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Die Politphilosophin rezensiert sehr emotional und europakritisch den wunderbaren Band der grössten Schriftstellerin des 21. Jahrhunderts.
Das Grauen. Von Chimamanda Ngozi Adichie, rezensiert von Regula Stämpfli
Regula Stämpfli über Adichies Buch “Grief” – oder wie die deutsche Übersetzung verniedlicht: «Trauer ist das Glück, geliebt zu haben»
Kummer, Trauer, Grauen: so sind die “Notes on Grief” auch zu verstehen.
Die Intellektuelle Adichie geht in jedem Thema das Wagnis der Öffentlichkeit ein.