Archiv für den Monat: März 2020
Regula Stämpfli postet Café Korb: Durch #Coronakrise geschlossen, doch virtuell immer dabei
Regula Stämpfli postet Café Korb: Durch #Coronakrise geschlossen, doch virtuell immer dabei. Nachzuschauen übrigens das Gespräch zwischen Raimund Deininger und Regula Stämpfli vom 14.2.2019 im Café Korb anlässlich der Buchvernissage: “Trumpism. Ein Phänomen verändert die Welt” – Click auf Youtubechannel von laStaempfli
Regula Stämpfli über “Corona und die Propheten”: Medienkritik
Corona und die Propheten
Zukunftsforscher reden sich den Mund fusselig über die Auswirkungen von Corona. Regula Stämpfli hat einige Statements prominenter Männer gesammelt und kommentiert.
Meine Lieblingszitate über die Zukunft stammen von Karl Valentin: „Früher war die Zukunft auch besser“ und von Mark Twain: „Voraussagen soll man unbedingt vermeiden, besonders solche über die Zukunft“. Trotzdem sind selbst kafkaeske Männerpropheten in vielen Medien sehr beliebt.
Die Wellness-Prognose par excellence stammt von Matthias Horx, dessen Text in den sozialen Medien massenhaft geliked und geteilt wird. Zur Erinnerung: 2001 machte Horx mit „Internet wird doch kein Massenmedium“ Schlagzeilen. „Im Gegensatz zum einfachen Telefon oder einem Radio mit drei Knöpfen ist das www mehr denn je eine kompliziert zu bedienende Angelegenheit“ (General-Anzeiger, Bonn 4.3.1001). Seine Corona-Rückwärtsprognose dieser Tage: Die sozialen Verzichte würden zu „neuen Möglichkeitsräumen“ führen: Ähnlich dem „Intervallfasten“, wo das Essen nach 16stündiger Pause auch wieder besser schmecke. Ebenso werde die gesellschaftliche Höflichkeit nach Corona ansteigen und die Netzkommunikation werde sich nicht nach „Erreichbarkeit“, sondern an „Wirklichkeit“ orientieren, was immer dies auch heissen mag. Sehr süss auch die Prognose, dass sich die politische Korrektheit in Luft auflösen wird. So als ob Rassimus, Sexismus, Diskriminierung von Corona getroffen wie von selbst dahinsiechen würden. „System reset. Cool down! Musik auf den Balkonen! So geht Zukunft“ endet Horx optimistisch.
Der Co-Chef der deutschen Grünen, Robert Habeck, macht den Mann fürs Grobe: Corona transformiert den Schriftsteller in einen Untergangspropheten. „Ökonomisch droht es, noch dramatischer zu werden als die Finanzkrise 2008/2009.“ Der Politiker plädiert für alte sozialdemokratische Intervention: „Nach der Phase des Stillstands werden wir dann ein Rieseninvestitionspaket an den Start bringen müssen.“ Politisch ist er noch pessimistischer: „Es kann sein, dass wir im Stress der Krise unsolidarisch und egoistisch werden und ins Nationale verfallen.“ Weiter: „Es kann sein, dass Populismus und neuer Nationalismus gestärkt aus der Krise hervorgehen“ – quelle horreur!
Gut gibt es die NZZ am Sonntag und Sicherheitsexperten Theodor Winkler. Der behauptet nämlich das Gegenteil: „Populisten werden jetzt entlarvt, da sie keine Antworten haben“. Sein Rezept gegen Corona ist sein Buch aus dem Jahre 2017: „The Dark Side of Globalization. And How to Cope with It“, sprich: Zurück zu Nation, Bürgertum und heile Welt. Naja.
„Das Magazin“ färbt die Zukunft rosa: Ausgerechnet der ehemalige SRG-Direktor Roger de Weck meldet mit einem feministischen Werk zurück: „Der verlorene Kampf des mannhaften“ (Schreibweise im Original). De Weck posaunt das Ende aller „Reaktionären“ und den Sieg des Feminismus: „Die Parität kommt voran, wenn auch in verschiedenen Geschwindigkeiten je nach Land und Gesellschaft – und der Teenager Greta Thunberg verkörpert diese neue Selbstverständlichkeit. Die Reaktionäre scheitern zum Glück in ihrem Kampf gegen Gleichstellung. Wobei sie zu langsam scheitern.“ De Wecks Worte in Gendergöttins Ohr.
Auch Rutger Bregman, der von den Journalisten zum „wichtigsten jungen Denker“ ausgerufen wird, obwohl er punkto Ökonomie nur das zusammenfasst was die feministischen Ökonominnen zur Care-Wirtschaft schon längst festgestellt haben, meint, Corona werde „das Gute“ in den Menschen hervorrufen. (SZ 21./22. März 2020) Schliesslich bewiesen schon die Höhlenmalereien der Steinzeitmenschen, wie friedfertig sie sein können und wie schrecklich im Vergleich dazu die meisten Zivilisationen der Geschichte waren. Wenn es uns also gelingt, das Home-Office in eine Höhle aus der Zeit der Nomadenkulturen umzuwandeln, verwandelt sich das Virus schwuppdiwupp in eine: „Utopie für Realisten“… oder so.
*Fazit: Spekulationen zu Post-Corona (wie alles eigentlich) verbreitet wie üblich Phantasmata alter und junger Männer, die die wichtigste weibliche Erkenntnis, dass Biologie ohne Politik nie zu haben ist, völlig verdrängen. Denn die neuen Viren der Moderne (HIV, Ebola, Sars, Mers, Corona et al) haben ihren Ursprung alle bei Tieren und den jeweiligen Gesellschaften. Wie und ob wir diese beiden Bereiche in Zeiten der Globalisierung bewältigen wird nun die Zukunft weisen.
copyright laStaempfli 26.3.2020
Die Philosophinnen Donata Romizi und Regula Stämpfli im Gespräch über Fakten & Fakes: Wahrheit, Rhetorik und Lüge im öffentlichen Diskurs. Wien, 19. Mai 2020
Regula Stämpfli über Virus-Krieg & Ausgangssperren: #Corona und die #Demokratie
18. März 2020 Virus-Krieg und Ausgangssperren: Corona und die Demokratie
Die Massnahmen werden immer martialischer. „A Letter From Wartime France“ titelt „The Atlantic“ über Emmanuel Macrons Auftritte zur Corona-Krise. Die Politphilosophin Regula Stämpfli, die u.a. in Paris unterrichtet, kommentiert die Corona-Krise medien- und demokratiekritisch.Zu Beginn der europäischen Corona-Krise, am Wochenende des 14. Februars, verkündete die amtierende Gesundheitsministerin Agnès Buzyn, sie wolle jetzt kurzfristig für das Amt der Bürgermeisterin in Paris kandidieren.
Buzyn erzählt viel über Frankreich und seine Elite. Jetzt, wo die Katastrophe sichtbar wird, jetzt, wo die Pariser und Pariserinnen ihrer Freiheiten, ihrer Lebensqualität, ihrer sozialen Identitäten durch den von Macron ausgerufenen „Guerre“ beraubt werden, flieht die Haute Volée aus der Stadt in ihren Zweitsitz auf dem Lande. In Paris selber wird es immer ungemütlicher. Die Wohnungen sind winzig, ohne Flanieren, Cafés und Museen ist das Leben in Paris alles andere als chic. Kein Wunder war fast „tout Paris“ noch am Wochenende in den Parks. Präsident Macron wird deshalb immer martialischer in seiner Sprache: „Krieg, Krieg, Krieg“ wiederholt Präsident Macron mehrmals und denkt über eine Ausgangssperre nach. Zwar will „le président“ „keine Panik“ schüren, doch in Paris weiss man, was er meint: Die Stadt wird ihrer Lebensader beraubt.
Nach den Terroranschlägen in Paris, strömten die Menschen erst recht in die Lokale. Die Botschaft war klar: Von den islamischen Terroristen lassen sich Pariser und Pariserinnen nicht ihre Lebensweise nehmen. Ähnlich die erste Reaktion auf die Corona-Krise: Die Parks waren in Paris voller fröhlicher Erwachsener und spielender Kinder.
Doch nun ist aller Spass vorbei und nur die Wenigsten benennen im Krieg, die ersten Gefallenen: Die bürgerlichen Freiheiten und die Demokratie. China gilt plötzlich allen westlichen Demokratien als Vorbild. Die Ausserkraftsetzung aller demokratischen Rechte wie das Recht auf Versammlungsfreiheit, auf Bildung, auf Berufsausübung, auf Gewerbefreiheit wird im deutschsprachigen Raum mit: „Ich scheiss auf die Demokratie“ beantwortet (TWITTER). Die meisten Medien sind Informationsblätter des Bundesamtes für Gesundheit und wildfremde Menschen bewachen freiwillig öffentliche Plätze, damit die Zusammenkunft von Menschen „aufs Minimum“ reduziert wird.
Was mit uns als Gesellschaft, als Demokratien, als Menschen passiert, die alle als lebensgefährlich eingeschätzt werden, muss dringend und offen diskutiert werden. Einfach die „Ausgangssperren“ zu begrüssen, wie dies in der progressiven Bubble durchaus üblich ist, blendet alle vergangenen Jahrhunderte, den Kampf um Demokratie, Partizipation und Gleichheit aus. Wir müssen jetzt unbedingt den politischen Ausnahmezustand diskutieren: Gerade weil wir die Massnahmen der sozialen Isolation und Quarantäne unterstützen. Denn die Botschaft muss eben auch sein: Das, was jetzt mit uns als Demokratie und Gesellschaft passiert ist inakzeptabel und nur der Not geschuldet.
Das Schweigen der sonst so lauten Geisteswissenschaften ist hoch ansteckend und ein für die Demokratie gefährliches Virus. Seit Wochen werden wir in Europa einem autoritären, nationalstaatlichen Experiment mit ungewissen Ausgang unterworfen. Wie schnell alle Errungenschaften der Moderne angesichts einer Pandemie über den Haufen geworfen werden, erschüttert mich, selbst wenn ich alle Massnahmen nachvollziehe und unterstütze. Doch eines werde ich mir nie verbieten lassen, selbst bei einer Ausgangssperre nicht: Das kritische Denken.
Regula Stämpfli in Zeiten der #Coronakrise: Lesen. Buchtipps in ensuite von laStaempfli Literaturblog
Regula Staempfli über Frauen in den Medien: Who makes the news? Rohdaten von UN WOMEN
Regula Stämpfli zu Frauen und Medien 2020
Gefühlte Wahrheiten sind falsche Wirklichkeiten. Wer vor dreissig Jahren meinte, Frauen werden 2020 mindestens die Hälfte aller relevanten Newspositionen und Medien besetzen, wird mit den neusten Zahlen zur Lage der Frauen in der publizierten und digitalen Öffentlichkeit geohrfeigt. Ist ein Land “fortschrittlich”, dann sind Frauen zu einem Viertel in der veröffentlichten, diskursiven und verhandelten Medienwirklichkeit vertreten. Seit 2015 gibt es auch keine Veränderung der Frauenbilder in den Medien: Frauen sind Opfer, haben keine Namen, werden ständig abgebildet, MANN redet über sie, doch eigene Stimmen, Expertinnen, Bilder gibt es kaum.
Entgegen all dem was die Leitfiguren – männlich und weiblich – behaupten, sind Frauen in den Medien krass untervertreten. Und zwar nicht nur in den alten, analogen Machomedien, sondern ganz übel auch in den digitalen Medien. “Nur 4 Prozent der traditionellen Nachrichten und digitalen Nachrichten stellen Geschlechterstereotype eindeutig in Frage. Unter anderem spielen Stereotypen und die erhebliche Unterrepräsentation von Frauen in den Medien die entscheidende Rolle wenn es um Gewalt und Abwertung von Frauen in der Öffentlichkeit geht.” Bericht UN WOMEN März 2020.
«Woody Allens Autobiographie zu diesem Zeitpunkt ist einfach nur eine üble Machtdemonstration», findet Regula Stämpfli.
Aus aktuellem Anlass: Regula Stämpfli postet zum internationalen Frauentag 2020
Im Jahre 2014 hielt ich in Schaffhausen eine Rede zum Internationalen Frauentag. Dies tat ich seit über zwanzig Jahren als “junge Feministin” bevor die “jungen Feministinnen” die Frauenfrage wieder dort ausgruben wo sie schon vor über 150 Jahren war….
Sarkasmus beiseite. Die Rede ist immer noch topaktuell, ebenso wie die Rede vor den ZDF-Frauen. Regula Stämpfli zum internationalen Frauentag siehe https://www.youtube.com/watch?v=wXguaNXwyQQ
Regula Stämpfli zu Frauen Macht und Bilder im ZDF siehe https://www.youtube.com/watch?v=wXguaNXwyQQ
Und hier der beste Kommentar aus der DIE ZEIT