#HannahArendtLectures Ergänzungen/Tipps: “Das Zeitalter digitaler Reproduktion” von Regula Staempfli.

Salongespräch: FREIHEIT, nach Hannah Arendt. Ania Gleich, Regula Stämpfli, Thomas Meyer 24.5.2022 in Wien.
Salongespräch: FREIHEIT, nach Hannah Arendt. Ania Gleich, Regula Stämpfli, Thomas Meyer 24.5.2022 in Wien. Nachzhören auf https://www.youtube.com/watch?v=NtF6aWcqh94

Die dritte Vorlesung “Menschliche Datenpakete und Trollfabriken” ist schon durch und hier ein paar Literaturhinweise, die während der Vorlesung versprochen wurden, ebenso die Auflistung der philosophischen Menschenbilder und der daraus folgenden politischen System nach Regula Stämpfli.

Zur Erinnerung, wie gross Hannah Arendt war: Sie schrieb über die “mathematische Entfremdung der Welt als die Computer noch so gross wie Lastwagen waren.” Mein/Unser Lieblingszitat hierzu: “Jedenfalls hat, was die Neuzeit betrifft, Weltentfremdung den Gang und die Entwicklung der modernen Gesellschaft bestimmt, während Erdentfremdung von vornherein das Wahrzeichen der modernen Wissenschaft wurde. (…) Der Mathematik gelang es, sich von den Fesseln räumlicher Vorstellungen zu befreien und das (..) menschliche Erkenntnisvermögen die Möglichkeit auf Endlichkeit zu nehmen.” Aus Vita ACTIVA. Technik und Politik gehören nach Hannah Arendt zusammen. Es geht nicht um Wahrheit oder Wissen, es geht um DAS URTEILEN und den vernünftigen Meinungsaustausch über die Sphäre des ÖFFENTLICHEN LEBENS und der gemeinsamen Welt. Es geht auch darüber, wie die Dinge in der Welt aussehen sollen, auch die Technik, und welcher Art und Weise die Dinge sein sollen, die wir haben und welchen SINN die Dinge haben. Die Digitalisierung stellt uns – so laStaempfli – nicht nur vor die Frage, ob Roboter bald die besseren Menschen werden, sondern inwiefern Menschen immer mehr zu Kategorien, Klassen, Maschinen, Gruppen etc. mutieren müssen, um in der neoliberalen, digitalen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts überhaupt noch überleben zu können.

Hier ein paar Links zu spannenden Artikeln:

Luxustheorie: Die Elite erfindet Ideologien, die sie die Unterschichten für sich bezahlen lässt, siehe https://metaglos.com/product/the-theory-of-the-leisure-class-thorstein-veblen-deutsche-ausgabe-die-theorie-der-freizeitklasse/

Wahlen und Lotto: Die neuen Vorschläge von Politologen und Politologinnen. Ein LOSVERFAHREN STATT NORMALE WAHLEN siehe https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/191195/losverfahren-ein-beitrag-zur-staerkung-der-demokratie/

Nicht vergessen: Auf www.ta-swiss-futurepodcast.online gibt es ganz viele spannende Gespräch & Interviews, die Regula Stämpfli zum Thema “Digitalisierung” geführt hat.

Menschenbild und Staatensystem GIB MIR EIN MENSCHENBILD UND ICH NENNE DIR DIE STAATSFORM

Platon (427-347 v. Chr.) – Platon glaubte an die Idee von einer idealen Gesellschaft, die von Philosophenkönigen regiert wird. Sein Menschenbild war stark von der Idee beeinflusst, dass Menschen unterschiedliche Fähigkeiten und Neigungen haben. Sein politisches System, das in seinem Werk “Der Staat” beschrieben wird, ist die aristokratische Herrschaft der Weisen. (laStaempfli ironisch: So ungefähr das schlimmste alller Systeme…. Philosophenkönige, ohjeohje.)

Aristoteles (384-322 v. Chr.) – Aristoteles sah den Menschen als politisches Tier, das in der Polis (Stadtstaat) lebt. Sein Menschenbild betonte die Bedeutung von Gemeinschaft und Politik für das menschliche Wohlergehen. Sein politisches System war eine gemäßigte Form der Demokratie, die auf einer ausgewogenen Mischung von Monarchie, Aristokratie und Demokratie beruhte.

Thomas Hobbes (1588-1679) – Hobbes’ Menschenbild war von einem pessimistischen Blick auf die menschliche Natur geprägt. Er glaubte, dass Menschen von Natur aus egoistisch und aggressiv sind. Sein politisches System war ein absoluter Leviathan, in dem eine starke zentrale Regierung notwendig war, um den Menschen Frieden und Sicherheit zu garantieren. Souveränität als Rettung vor dem Chaos.

John Locke (1632-1704) – Locke sah den Menschen als vernünftiges Wesen, das natürliche Rechte wie Leben, Freiheit und Eigentum hat. Sein Menschenbild betonte die individuelle Freiheit und Selbstbestimmung. Sein politisches System war eine Form des liberalen Staates, in dem die Regierung durch den gesellschaftlichen Vertrag eingeschränkt wurde und der Schutz der individuellen Rechte im Vordergrund stand. Kapitalistischer Vordenker für vertragsgebundenen Parlamentarismus mit ökonomischer Hegemonie.

Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) – Rousseaus Menschenbild betonte die natürliche Güte des Menschen, die jedoch durch die Zivilisation verdorben wird. Sein politisches System war das Konzept des Gesellschaftsvertrags, in dem die Menschen ihre individuellen Interessen dem Gemeinwohl unterordnen und eine allgemeine Wille bilden. Rousseau als Denker der radikal Rechten (Führerstaat) und der radikal Linken (Diktatur des Proletariats), aber auch der Demokratie mit der Gefahr der “Tyrannei der Mehrheit.”

Immanuel Kant (1724-1804) – Kant sah den Menschen als vernunftbegabtes Wesen, das moralische Autonomie besitzt. Sein Menschenbild betonte die Würde und den Wert jedes einzelnen Menschen. Sein politisches System war eine Form des demokratischen Friedens, das auf dem Prinzip der gegenseitigen Achtung und des Völkerrechts beruhte. UNO und Sprechakte heute.

Karl Marx (1818-1883) – Marx’ Menschenbild war von der dialektischen Materialismus geprägt, in dem die soziale Klasse und die ökonomischen Verhältnisse das menschliche Bewusstsein bestimmen. Sein politisches System war der Kommunismus, in dem die Produktionsmittel von der Gesellschaft kollektiv kontrolliert werden und die Klassenlosigkeit angestrebt wird.

Friedrich Nietzsche (1844-1900) – Nietzsche sah den Menschen als ein von Natur aus strebendes und machthungriges Wesen. Sein Menschenbild betonte die Bedeutung von Willen zur Macht und Selbstüberwindung. Sein politisches System kommt dem Dataismus, dem Mensch als Maschinenherrscher sehr nah.

Michel Foucault (1926-1984) – Foucaults Menschenbild betonte die Machtstrukturen und Disziplinierungsmechanismen in der Gesellschaft. Sein politisches System war eine kritische Analyse der Machtverhältnisse, die heutzutage zur Herrschaft von ehemals marginalisierten Gruppen wechselt, wobei was marginalisiert ist, sich ständig ändern kann.

Hannah Arendt (1906-1975) – Arendts Menschenbild betonte die menschliche Handlungsfähigkeit und das politische Handeln im öffentlichen Raum. Ihr politisches System war eine Form der deliberativen Demokratie, in der Bürger aktiv an politischen Entscheidungsprozessen teilnehmen und ihre Freiheit durch politische Partizipation ausüben.

Statt Precht/Welzer zur Vierten Gewalt, lesen Sie alle: Trumpism. Ein Phänomen verändert die Welt. Regula Stämpfli verbindet #Digitalisierung #FakeNews #Empörung #Personalisierung #Skandalisierung #FreundFeindSchemata & #IconicTurn

In 50 Jahren wird es in Deutschland hoffentlich mehrere Statuen geben: Für all die genialen Denkerinnen, die ihrer Zeit 50 Jahre voraus waren während alle Medien sich an Hofexperten mit Seichtwasser-Analysen rieben. Precht/Welzer sind omnipräsent und verkaufen ihr Buch prächtig. Es gibt kaum ein Medium, das NICHT über das Buch “Die Vierte Gewalt” berichtet hätte; ein Buch, das dermassen altmodisch ist, dass sich Autoren und Journalisten schämen müssten, es aber in Deutschland nicht tun, weil der Mediendiskurs dermassen veraltet ist. Mein geschätzter Kollege Jörg Scheller hat dies in einem TWEET brillant auf den Punkt gebracht:

Jörg Scheller vom 11. Oktober auf TWITTER.

Deshalb: Bestellt das Buch entweder bei der Autorin für 25 Euro (Post inklusive in Deutschland) auf pollitphilozoffin@gmail.com oder hier auf Amazon, da der Münsterverlag verkauft wurde: https://www.amazon.de/Trumpism-Ein-Ph%C3%A4nomen-ver%C3%A4ndert-Welt/dp/3905896796

Auch das politische Denk-Buch: “Sex, Katzen und Diäten” von Regula Stämpfli ist sehr amüsant, gute Bettlektüre und lehrt politisches Denken.