Regula Stämpfli Politologin zur Wahl 2021

Zuerst, eine kurze Einschätzung von Regula Stämpfli zu den Wahlen 2021, Deutschland und der demokratischen Stabilität Europas: “Die Wahlen 2021 in Deutschland haben der Inhaltsleere der Medien & des politischen Wahlkampfs der Parteien widersprochen: Die Bürgerinnen und Bürger* sind sehr wohl an Vielfalt, Diversität, Föderalismus, politischen Debatten etc. interessiert. Die Wahlresultate mit 8 Prozent von Parteien und Basisbewegungen, die nicht im Bundestag vertreten sein werden sowie die Vielfalt der Parteien, die grosse Verteilung der Prozentpunkte deuten auf das hohe Niveau des politischen Diskurses unter den Menschen in Deutschland hin. Dies sind gute Neuigkeiten für die Demokratie: Sie ist weniger zentralistisch, sie entwickelt sich im Diskurs und vor Ort an der Basis weiter.” (Zitat von Regula Stämpfli)

Regula Stämpfli: “Ein Staat ohne Frauenrechte ist keine Demokratie, sondern eine Geschlechterdiktatur.”

Der Klein Report berichtete: Der «Swiss Democracy Passport» soll via EDA in den Schweizer Botschaften verteilt und in Luzern am 10. Weltforum für Direkte Demokratie 2022 aufliegen. Es ist eine 48-seitige Broschüre über die direkte Demokratie Schweiz, verfasst von der Schweizer Demokratie Stiftung und dem Année Politique der Universität Bern.

Die Broschüre feiert «175 Jahre direkte Demokratie Schweiz» und ist fast frauenfrei, sowohl was die Gestaltung als auch den Inhalt betrifft. Eine Einschätzung und ein Kommentar der Politphilosophin Dr. Regula Stämpfli für den Klein Report.  Stellen Sie sich vor: Die offizielle Schweiz will eine Broschüre zur Direkten Demokratie global verteilen und erwähnt die skandalös und vernichtend späte Einführung des Frauenstimmrechts als “Dilemma”. Stellen Sie sich vor, dies wäre in Südafrika geschehen, wo das Apartheids-System als grundsätzlich gut, einfach mit dem Dilemma der Entrechtung, Entmündigung und Versklavung der schwarzen Mehrheit… http://www.kleinreport.ch/news/weibliche-nicht-existenzen-und-der-totalitare-pass-fur-alle-97900/

Hier noch ein Schmankerl zu den Leiden der Männer….

Sex, Katzen & Diäten. Die Kult-Kolumnen von Regula Stämpfli

Regula Stämpfli, laStämpfli auf Twitter, Insta und Clubhouse gehört zu den scharfsinnigsten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Von 2011 bis 2018 nahm laStämpfli ihr Publikum mit ihrer wöchentlichen Kultkolumne mitten hinein in die Zeitgeschichte und darüber hinaus.Die Haltbarkeit der Kolumnen von Regula Stämpfli ist unbeschränkt: Ihre Denkstücke sind Dokumente aus der Vergangenheit für die Zukunft.

Eine schöne Anzeige bei Dussmann. Sonst natürlich bei Buch-Händlerinnen

Regula Stämpfli an der “Langen Nacht der Philosophie” in Wien 2021

Hannah Arendt revisited: Elemente & Ursprünge digitaler Punktesysteme.

Dr. phil Regula Stämpfli, Politphilosophin & Bestsellerautorin München/Wien

Die zeitgenössische Welt im Dialog mit Hannah Arendts
Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. 18.11.2021

“Einige erinnern sich vielleicht an Platos berühmten Kampf gegen die Sophisten. Er warf ihnen vor, ihre Kunst bestünde darin, «den Verstand mit Argumenten zu bezaubern», die nicht der Wahrheit dienten, sondern darauf abzielten, Meinungen zu erzeugen. Solange diese plausibel erscheinen, «liege ihnen die Kraft der Überzeugung inne». Hannah Arendt nennt dies den «temporären Sieg der Argumente auf Kosten der Wahrheit». In meinem Buch «Trumpism. Ein Phänomen verändert die Welt» zeichne ich nach, wie postmoderne Narrative, die sich «datengestützt» als Wahrheiten inszenieren – beispielsweise Meinungsumfragen, aber auch die omnipotente INZIDENZ zielen letztlich darauf hin, die vielfältige Wirklichkeit auf EIN THEMA, EINE BETRACHTUNGSWEISE, EINE INTERPRETATION zu reduzieren. Die neuen digitalen Daten-Herren inklusive ihrer Instrumente «Plattformkapitalismus»im Westen sowie «Digitaler Überwachungsstaat» im Osten, zerstören mittels einer umfassenden «Algorithmisierung der Welt» empirische Realitäten mit derart präzise berechneter Schlüssigkeit, dass der Unterschied zwischen Fiktion und Realität für die meisten von uns nicht mehr erkennbar ist. Gerade die Pandemie hat mit dem Zusammenfallen zwischen Datenherrschaft und politischer Herrschaft Ausschluss und Meinungsphänomene hervorgebracht, die mithilfe Hannah Arendts Denken untersucht und eingeordnet werden.”
Zitat aus dem Buch zu Hannah Arendt revisited von Regula Stämpfli. Vorbereitende Lektüre siehe: Das grosse Demokratie Datenloch, Link https://regulastaempfli.eu/wp-content/uploads/2020/09/datenloch-swissfuture-methodenderzukunft.pdf sowie www.ta-swiss-futurepodcast.online

18.11. 21, 20 h, Das Dorf
Obere Viaduktgasse 2, 1030 Wien

WIKIPEDIA & FRAUENTROLLING: REGULA STÄMPFLIS CV, das im deutschsprachigen Wikipedia von einem Schweizer Journalisten als Fake & Datenmissbrauch weitergeführt wird, korrigiert & korrekt.

Die Wikipedia-Story ist ein Krimi. 2012 hackte ein Schweizer Journalist eines sehr bekannten linken Magazins der Schweiz – so sind die Indizien – die Webseite von Regula Staempfli und veränderte den Wikipedia-Eintrag der renommierten Forscherin mit Hilfe eines Datenklaus bei der Universität Bern. Trotz mehrerer Eingaben, trotz Engagement der Studierenden von Regula Stämpfli gelingt es nicht, die falschen Eingaben sowie den Datenklau, den Missbrauch persönlicher Angaben bei #WIKIPEDIA zu unterbinden. Der Troll-Eintrag zu Regula Staempfli hat der Wissenschaftlerin/Expertin geschadet: Umso beachtlicher, dass die Politphilosophin – trotz Diffamierung auf WIKIPEDIA als “Tochter von”, als “Mutter von”, als “kleine Historikerin”, als “verheiratet mit”, als “kleine Uniassistentin” etc., “als Frau ohne Preise”, obwohl sie unzählige Auszeichnungen erhalten, als “Frau ohne Expertenmandate”, obwohl deren zahlreiche, u.a. bei der Europäischen Kommission, vorhanden sind, trotz alledem, trotz WIKIPEDIA, gilt Regula Stämpfli als eine der wichtigsten Intellektuellen Europas.

Deshalb statt Wikipedia zum freien Gebrauch hier ein Kurz-CV – für alle Medienschaffenden, inklusive Porträt, gezeichnet von Eugen Fleckenstein:

Regula Stämpfli gezeichnet von Eugen Fleckenstein zum freien Pressegebrauch mit Angabe des Illustratoren und der dargestellten laStaempfli.

Regula Stämpfli, Dr.phil. ist Politphilosophin und preisgekrönte Bestsellerautorin („Die Vermessung der Frau“, „Trumpism. Ein Phänomen verändert die Welt“). Die Hannah-Arendt Expertin doziert u.a. an der HSG St. Gallen, publiziert wissenschaftlich zu den Themen Digitale Transformation, Gender, Design und Demokratie und ist Kult-Kolumnistin der Schweiz. Sie wurde 2016 unter die einflussreichsten 100 Businessfrauen gelistet, 2021 unter die wichtigsten zehn Intellektuellen der Schweiz. laStaempfli – so ihr TWITTERName bespricht mit Dr. Isabel Rohner jede Woche das politische Geschehen in www.diepodcastin.de In Wien leitet Dr. Regula Stämpfli den Podcast www.artisapieceofcake und für die Schweizerische Akademie der Geisteswissenschaften SAGW den Zukunftspodcast www.ta-swissfuture-podcast.online. Sie gehört zum Netzwerk Design & Politik in Deutschland, ist im Vorstand der Vereinigung für Zukunftsforschung Schweiz und Mitglied der deutschen, österreichischen und schweizerischen Medienfrauen.

Zur Pandemie hat Regula Stämpfli einen der wichtigsten Artikel punkto Kommunikation in der Neuen Zürcher Zeitung, unter dem damaligen Feuilletonchef René Scheu, der jetzt an der Universität Luzern tätig ist, verfasst. siehe auch Link: https://www.nzz.ch/feuilleton/covid-der-virus-stuerzt-westliche-demokratien-in-den-abgrund-ld.1554390

Isabel Rohner & Regula Stämpfli in #diepodcastin: Der feministische Wochenrückblick 31. Juli 2021

#diepodcastin diskutiert u.a. die Bekleidungsvorschriften in der aktuellen EM der Beach-Handballerinnen in Bulgarien: Die norwegischen Beachvolleyballerinnen haben vom internationalen Verband eine Geldstrafe von 1.500 Euro aufgedrückt bekommen haben, weil sie beim Match um Rang 3 statt eines knappen Bikinihöschens Radlerhosen getragen haben. “ Isabel Rohner und Regula Stämpfli schlagen folgenden Outfit für die Beach-HandBALLER vor (gefunden als Meme bei Facebook):

laStaempflis Buch “Trumpism. Ein Phänomen verändert die Welt” entlarvt die Medienmechanismen. Diese Woche kommt sie mit dem Vergleich der Mediendaten zu Begriffen wie “Politische Korrektheit” und “Digitalisierung”. Obwohl die Digitalisierung viel wichtigr wäre, übertrumpft PC, die als Kampfbegriff der Rechten gegen Kritik überhaupt genutzt wird, die Digitalisierung ums 70fache!!!! Wahnsinn. Dann bringt laStaempfli noch die Wahlberichterstattung der Wortbegriffe: Die Grünen brauchen Mensch häufig, die CDU/CSU Deutschland. Sagt eigentlich alles über Wahlkampfthemen. Der letzte Hinweis von laStaempfli: Die Erfinderin des Bikinis heisst nicht Louis Reard und ist nicht von dem Ingenieur, sondern von Gertrude Ederle, die 1926 den Ärmelkanal durchschwamm, als erste Frau. Ederle nervte der Einteiler und sie schnitt ihn kurzerhand durch: Dazu gibt es auch ein tolles Bild.

Gertrude Ederle 1926: Erfinderin des Bikinis (Quelle BR Wissen)

Schwerpunktthema sind dann Frauenstimmen. Laut Studien sind Frauenstimmen im Westen tiefer geworden, was die Wissenschaft auf die gewachsene Gleichstellung zurück führt. Wer in der Männerwelt Erfolg haben will, muss tiefe Stimmen haben. Die Rohnerin ist für Stimmtraining, laStaempfli eigentlich dagegen. Die Rohnerin: “Zwar haben Männer und Frauen unterschiedlich lange Stimmbänder – doch wie hoch oder tief eine Frau (oder auch ein Mann) spricht, wird anders bewertet und hat vor allem mit der Kultur zu tun.” laStaempfli weiss, dass in Frankreich auch die Männer viel höher sprechen während die USA und Deutschland einfach wahnsinnige Machokulturen der Öffentlichkeit konstruieren. Die Rohnerin bringt ein fantastisches Beispiel:  Die wunderbar dunkle Stimme von Cate Blanchett wird für die deutschen Kinos höher synchronisiert.Rohnerin und LaStämpfli geben allen Hörerinnen und Hörern konkrete Tipps: Hört auf, Frauen für ihre Stimmen zu kritisieren – und hört ihnen stattdessen lieber endlich mal zu!

Link: http://diepodcastin.de/2021/07/30/diepodcastin-ueber-frauenstimmen-smd-medien-daten-trumpism-beach-handballerinnen-sowie-die-erfinderin-des-bikinis-die-gertrude-ederle-heisst/

Frauen haben keine Sommerpause: Regula Stämpfli über Sichtbarkeit mit Links zu anderen tollen Frauen und deren Accounts.

VERBRECHEN IN BLAU

Regula Stämpfli

Es war einmal ein versuchter Mord, eine künstlerische Männerfreundschaft, Suizid, eine jüdische Familie und die typisch helvetische Gunst der Stunde. Dies alles verpackt in einem Gemälde von Pablo Picasso mit dem Titel „Dösende Trinkerin“, wahlweise auch „Schlafende Trinkerin“ oder „Eingeschlafene Trinkerin“ – allein im Titel beginnt die Story zu verwirren.

Eine verhärmte, in einen blauen Schal gehüllte junge Frau, durch den Absinth vorzeitig zur Greisin gemacht, sitzt zusammengesunken an einem runden Tisch. Vor sich ein Glas, mit Bestimmtheit leer, so blank wie die Zukunft dieses vom Schicksal gebeutelten Menschen. In Bern ist das Bild seit 1979 zuhause, momentan genießt es Reisefreiheit und hängt in der Albertina in Wien. Die Buveuse war schon viel unterwegs: Sie stand bei Gertrude Stein im Wohnzimmer, verpasste 1913 knapp die Armory-Show in New York und hieß beim damaligen französischen Galeristen Daniel-Henry Kahnweiler noch ganz brav: „Frau am Tisch“. Sie war Leihgabe der Galerie Caspari in München, gehörte dem Ehepaar Troplowitz, wurde von den Nazis „gesäubert“ und landete zwecks Devisenbeschaffung in der Galerie Fischer in Luzern. Zwar erhob die Erbin des Ehepaars Troplowitz gerichtlich Einsprache, doch das Luzerner Gericht wies diese 1940 zurück. 1942 erwarb der Glarner Augenarzt Othmar Huber das Bild und fügte es seiner millionenschweren Kunstsammlung hinzu. Kurz vor dessen Tod 1979 wurden die Gemälde in einer Stiftung zusammengeführt und die Buveuse dem Kunstmuseum Bern überreicht. Juristisch alles korrekt, denn die „Säuberungsaktionen“ der Nazis gelten weitgehend als gesetzeskonform und sind von dem, was „Raubkunst“ genannt wird, ausgenommen.  

“la Buveuse assoupie” von Pablo Picasso (1913)

Die Bildlegende zur Trinkerin in der Wiener Albertina erzählt im Jahr 2021 nichts von ihrer bewegten Geschichte. Sie fabuliert lediglich, dass die Trinkerin die Züge von Carlos Casagemas trägt: Dieser Picasso-Freund, der sich „aus enttäuschter Liebe zu der Tänzerin Germaine Pichot in Paris“ erschossen hätte und über dessen Verlust der geniale Pablo kaum hinwegkam. Klingt nach einer sentimentalen Verzweiflungstat im Künstlermilieu mit feuilletonistischem Romantikpotential, war aber das Gegenteil: nämlich ein versuchter Mord durch Carlos Casagemas. Germaine Pichot war nicht einfach eine Tänzerin, sondern mit dem Bildhauer Pablo Gargallo verwandt und selbst Künstlerin. Sie unterhielt, wie es sich für Frauen gehört, mehrere Liebschaften, darunter auch eine mit dem impotenten Carlos. Todunglücklich darüber, dass er sein bestes Stück bei der fabelhaften Laure Gargallo, ihr eigentlicher Name, nicht hochkriegen konnte, reiste er mit Picasso nach Spanien, von dort aber bald wieder frühzeitig ab, beschaffte sich, zurück in Paris, eine Waffe und versuchte, mitten in einer Feier im l´Hippodrome, die Angebetete zu erschießen. Die Kugel verpasste glücklicherweise ihr Ziel, worauf Casagemas sich selbst richtete. Heutzutage spräche man, wäre Casagemas mit seinem Mord erfolgreich gewesen, von einer „Beziehungstat“, was einer Verhöhnung der ermordeten Frauen gleichkommt. Femizid lautet das präzise Wort für den Mord an Frauen, für dieses Kapitalverbrechen, das von Gesetzes wegen als solches auch zu ahnden ist. Die Anzahl Morde seien, so die erfreuliche Nachricht in Deutschland, in den letzten Jahren massiv zurückgegangen, nur die Morde an Frauen blieben erstaunlich hoch. In Deutschland versucht täglich ein Mann eine Frau zu töten, sie wird meist „Ex“ genannt; jeden dritten Tag ist ein Mann als Mörder einer Frau erfolgreich. Es reicht. Frauenmorde in den Medien als verständliches, privatisiertes Missgeschick zwischen Mann und Frau darzustellen, ist übelst Schönsprech und Propaganda für Frauenhass. Gerade in den feinen Kunstkreisen ist es höchste Zeit, Tacheles zu reden. In der Kunstgeschichte wimmelt es nämlich von erfolgreichen Männern, die ihre Frauen fast zu Tode prügelten oder sie ermordeten und nach derartigen „Beziehungstaten“ unbeschwert ihre Karriere fortsetzten. Frauenmord als Alltag gehört ins Zentrum zur Diskussion über Geschlecht. Medial, akademisch und in den sozialen Medien passiert indessen das Gegenteil. Solange Frauen Angst haben müssen davor, dass sie ermordet werden, von Männern, deren größte Angst darin besteht, lächerlich zu wirken, solange gehören Kapitalverbrechen präzise beschrieben. Und sei dies „nur“ auf einer Bildlegende. Denn gerade Kultur ist perfekt darin, wirkliche Taten so zu cachieren, dass wir Hunderte von Jahren später Künstler als Verbrecher, ihres Werkes wegen, von jeglicher Schuld freisprechen.

Vielleicht hat Picassos Trinkerin all dies tief in sich erahnt und sich mit einer Flasche Absinth die traurige Realität einfach wegtrinken wollen.

und Schwerpunkte. Deshalb: Kauft Bücher von uns, von Frauen und redet darüber!

#FRAUENZAEHLEN

#FRAUENANDERSERZÄHLEN

#LESTFRAUEN

Hier ein paar Hinweise für TWITTER

https://twitter.com/Herstory_pod/status/1419026413374492679?s=20

Regula Staempfli über SEO-Kriterien, digitale Transformation & weshalb es #Twitterkriege gibt:

It’s the codes, stupid: Aus dem Literaturblog zur KI und zum Denken der Digitalen Transformation.

Von Dr. Regula Stämpfli – Der Mensch als Maschine feiert seit einigen Jahren sein über 100-jähriges Jubiläum. Der Schotte Arthur Keith bspw., ein Anthropologe und Anatom, beschrieb 1919 den Menschen als Motorensystem, in welchem die knochigen und fleischlichen Komponenten für Fortschritt und Bewegung und, bei schlechter Wartung, für den Verfall zuständig waren. Der Deutsche Fritz Kahn kopierte die Idee und fertigte 1922 den bis heute einprägsamen Maschinenmann: «Der Mensch als Industriepalast». Die Kommandozentrale besteht bei Kahn aus Männern in weissen Kitteln, Arbeiter müssen an den Leitungen bei der Leber die Stoffe in Zucker verwandeln. Fritz Kahn, in seinen jungen Jahren ein glühender Zionist, wandelte sich als Arzt zum Rassenmediziner, der bereitwillig über «Die Hygiene der Juden» publizierte. Alexei Gastew, ein kommunistischer Dichter, gründete 1920 das «Zentralinstitut für Arbeit» und «betrachtete Maschinen als seine ‹eisernen Freunde› und bezeichnete das ‹Krachen, Pfeifen, Knirschen und Schreien der Apparate in den Fabriken› als die ‹Musik der Zukunft›». Der begnadete Historiker Philipp Blom beschreibt diese und andere Geschichten, u. a. auch, wie sowjetische Arbeiter an Maschinen festgeschnallt wurden, um durch endlose Wiederholung die perfekte Bewegung zu verinnerlichen. Gastew war erfolgreicher Missionar der kommunistischen Maschinengesellschaft, hochdekoriert und verehrt, bis er 1938 von der sowjetischen Geheimpolizei abgeführt und nach einem Säuberungsprozess erschossen wurde. Seine Mörder führten seine seelenlosen Visionen sozialer Automaten unbeirrt weiter. Diese wurden auch von den westlichen BesucherInnen der sowjetischen Tötungsmaschinerie verehrt und in Europa wie in den USA kritiklos verbreitet. Die Bauhaus-Schule unter Walter Gropius bspw. schaffte «Utopien aus Beton» (Philipp Blom): Auch hier ging es um das Ideal, das menschliche Leben zu vereinfachen, «indem die Moderne auf Funktion festgelegt wurde statt auf Beziehung und Bewegung» (laStaempfli IFG 2007). Bis heute verfolgen viele Baumeister hierarchische Visionen, die den Menschen Optimierung abverlangen. Le Corbusier schlug bspw. 1925 vor, die schönste Stadt der Welt, nämlich Paris, dem Erdboden gleichzumachen: Statt der Innenstadt sollte es fortan nur Wohntürme und Autobahnen geben.

Dies alles scheint heute ebenso vergessen wie die nachhaltige Kritik an derartigen Fortschrittsdystopien mächtiger Architekten, Designer, Bauhausmeister der Moderne. Es sind exakt diese Lücken, die einer fundierten Kritik digitaler Architektur und Funktion entgegenstehen.

Damals, in den 1920er- und 1930er-Jahren, gab es nämlich noch Kritik an der verqueren Huldigung dieser Prothesengötter, an den Apparaten-Apologeten: Charlie Chaplin zeigt in «Modern Times» 1936 fast prophetisch, wie die Welt einem riesigen Maschinen-Zahnrad gleicht, das den rührend hektischen und tapsigen Arbeiter nach dessen versklavter Existenz einfach verschlingt. Heute gibt es nur Black Mirror – Dystopien bis zum Abwinken und ohne Transformationspotenzial.

Der Sound der Gegenwart wird apolitisch, in der Fragmentierung unzähliger sophistischer Argumente wie «technophob, kulturpessimistisch, fortschrittsfeindlich» monoton wiederholt. Apolitisch bedeutet immer vereinzelt: Solange es den zum Thema führenden Wissenschaftlerinnen nicht gelingt, gehört zu werden, ergeben sich die Männer in einer beschissenen Ewigschleife natur- und lebenszerstörenden Diskursen und Politiken und zelebrieren sich darüber hinaus noch als Kritiker, weil ihnen in ihrer sexistischen Blindheit gar nicht auffällt, dass sie seit Jahren auf die falschen Themen setzen, die falschen Experten befragen und die falschen Sachbücher besprechen.

Deshalb hier mal Klartext: It’s the codes, stupid.

Nachzulesen in Regula Staempfli für ensuite, Magazin für Kunst und Kultur, Essay: It is the codes, stupid, siehe Link: https://www.ensuite.ch/its-the-codes-stupid/

#diepodcastin: Isabel Rohner und Regula Stämpfli erklären die Welt.

Regula Staempfli über Medienwandel: It´s the codes, stupid! in ensuite: Magazin für Kunst und Kultur Juni2021

Regula Stämpfli über den Medienwandel: It’s the codes, stupid! “Der Mensch als Maschine feiert seit einigen Jahren sein über 100-jähriges Jubiläum. Der Schotte Arthur Keith bspw., ein Anthropologe und Anatom, beschrieb 1919 den Menschen als Motorensystem, in welchem die knochigen und fleischlichen Komponenten für Fortschritt und Bewegung und, bei schlechter Wartung, für den Verfall zuständig waren. Der Deutsche Fritz Kahn kopierte die Idee und fertigte 1922 den bis heute einprägsamen Maschinenmann: «Der Mensch als Industriepalast». Die Kommandozentrale besteht bei Kahn aus Männern in weissen Kitteln, Arbeiter müssen an den Leitungen bei der Leber die Stoffe in Zucker verwandeln. Fritz Kahn, in seinen jungen Jahren ein glühender Zionist, wandelte sich als Arzt zum Rassenmediziner, der bereitwillig über «Die Hygiene der Juden» publizierte. Alexei Gastew, ein kommunistischer Dichter, gründete 1920 das «Zentralinstitut für Arbeit» und «betrachtete Maschinen als seine ‹eisernen Freunde› und bezeichnete das ‹Krachen, Pfeifen, Knirschen und Schreien der Apparate in den Fabriken› als die ‹Musik der Zukunft›». Der begnadete Historiker Philipp Blom beschreibt diese und andere Geschichten, u. a. auch, wie sowjetische Arbeiter an Maschinen festgeschnallt wurden, um durch endlose Wiederholung die perfekte Bewegung zu verinnerlichen. Gastew war erfolgreicher Missionar der kommunistischen Maschinengesellschaft, hochdekoriert und verehrt, bis er 1938 von der sowjetischen Geheimpolizei abgeführt und nach einem Säuberungsprozess erschossen wurde. Seine Mörder führten seine seelenlosen Visionen sozialer Automaten unbeirrt weiter. Diese wurden auch von den westlichen BesucherInnen der sowjetischen Tötungsmaschinerie verehrt und in Europa wie in den USA kritiklos verbreitet. Die Bauhaus-Schule unter Walter Gropius bspw. schaffte «Utopien aus Beton» (Philipp Blom): Auch hier ging es um das Ideal, das menschliche Leben zu vereinfachen, «indem die Moderne auf Funktion festgelegt wurde statt auf Beziehung und Bewegung» (laStaempfli IFG 2007). Bis heute verfolgen viele Baumeister hierarchische Visionen, die den Menschen Optimierung abverlangen. Le Corbusier schlug bspw. 1925 vor, die schönste Stadt der Welt, nämlich Paris, dem Erdboden gleichzumachen: Statt der Innenstadt sollte es fortan nur Wohntürme und Autobahnen geben.” Link: https://www.ensuite.ch/its-the-codes-stupid/