#diepodcastin über “hip mit hijab” & Finanzen: Isabel Rohner & Regula Stämpfli über einen SRF-Beitrag, Winterolympiade & wieder einmal über das liebe Geld. Mit einem Bild von Meret Oppenheim by laStaempfli: Handschuhe Paar 1942-45/1985. Noch zu sehen im Kunstmuseum Bern.
Die Rohnerin und Regula Stämpfli teilen eine Geschichte aus dem September: Die Goldene Schrumpelgurke geht ans Schweizer Fernsehen: Unter der Überschrift “Hip mit Hijab” wirbt das Öffentlich Rechtliche Fernsehen in der Schweiz – völlig unpolitisch und frei von jeglichem globalen Kontext – für die Verschleierung der Frauen. Und das, wo gerade JETZT Mädchen und Frauen Afghanistan aktiv aus Öffentlichkeit und Bildung verdrängt und unter Stoff gezwungen werden. Wo gerade JETZT immer noch Frauen im Iran in Gefängnissen sitzen, weil sie frei leben und kein Kopftuch tragen wollen. Gute journalistische Arbeit würde das thematisieren.Beim letzten Mal sprachen laStämpfli und die Rohnerin über den frauenverachtenden und ärztinnenfeindlichen Paragrafen 219a StGB und die Notwendigkeit seiner Streichung. Die Realität der Gesundheitsversorgung von Frauen in Deutschland, die abtreiben wollen, ist jedoch noch viel schlimmer: Das Medikament Misoprostol – laut WHO auf der Liste der “essentiellen Medikamente” zur Gesundheitsversorgung von Frauen – ist aktuell durch einen Importstopp nicht erhältlich. Danke an Gynäkologin Dr. Kristina Hänel für diesen Hinweis!“Die Podcastin” spricht mal wieder über Geld. Isabel Rohner hätte es gerne strukturierter gehabt, die laStaempfli grätscht dazwischen, meint, alle Daten seien männlich, dienten männlichen Lebensläufen und drängten Frauen mehr und mehr in die Schattenwirtschaft ab. Online-Foren errechneten bei der ökonomischen Berichterstattung und Kommentaren, wie sexistisch diese waren – ebenso wie die Ökonomie an den Universitäten, die sich seit Jahrzehnten um jede Forschung oder auch Realwirtschaft schlicht nicht mehr kümmert: “Wer die Welt nur errechnet, darf nicht erstaunt sein, dass die Frauen jedesmal bei Null beginnen”, meint laStaempfli, doch dazu kam es in dieser Folge dann nicht.Die Rohnerin bringt schockierende Fakten einer Umfrage: Wusstet ihr, dass laut einer Studie 56 % (!) der Schweizerinnen sich nicht selber ernähren könnten, sondern in finanzieller Abhängigkeit von ihren Partnern leben? Über die Hälfte der Frauen in der Schweiz! Dabei bedeutet finanzielle Unabhängig, selber entscheiden zu können, wie frau leben will, wo frau leben will, wie mobil sie sein will, wie sie sich ernähren will, welchen Zugang sie zu Kunst, Kultur, Reisen, Freiheit hat.#diepodcastin, Isabel Rohner und Regula Stämpfli, freuen sich daher sehr, dass das Thema Frauen und Geld in der Schweiz gerade stärker präsent wird, u.a. auch dank engagierter Frauen wie Patrizia Laeri, Nadine Jürgensen und Simone Züger, die mit der Finanz-Medien-Plattform “elleXX” an den Start gegangen sind. Dort finden Interessierte viel Wissenswertes rund um das Thema Geld und einige erschreckende Facts über Gender Gaps.Den wohl heftigsten Gap gibt es in Sachen Zugang zu Risikokapital: Bei einer Verteilung von 98 (!!) % Risikokapital bei Männern und nur 2 (!) % bei Frauen kann eigentlich nicht mehr von “Lücke” gesprochen werden. Das ist eine Frechheit.Zahlen hingegen, wie viel Eigentum (Häuser, Immobilien, Land) Frauen besitzen, liegen nicht vor. Sie werden schlichtweg nicht erfasst. Dass Frauen dabei bis heute weniger Kapital haben, weniger besitzen, geringere Renten haben und schon kleine Jungs mehr Taschengeld bekommen, hat dabei viel mit unserer Geschichte zu tun: So konnten verheiratete Frauen in Deutschland und in der Schweiz erst ab den späten 1950er Jahren ein eigenes Konto besitzen. Und noch bis 1988 galt in der Schweiz, dass verheiratete Frauen keine großen Anschaffungen ohne die Unterschrift ihres Ehemannes tätigen konnten.Die männliche Vormundschaft der der verheirateten Frauen in Deutschland dauerte de jure bis 1977 und in der Schweiz bis 1988. Dies geht ständig vergessen. #diepodcastin klärt auf und ermuntert Frauen, sich dringend finanziellen Angelegenheiten anzunehmen.PS: Ein Nachtrag zu “Hip mit Hijab” – es gab einen Mailaustausch zum Thema mit SRF, doch dieser wird erst in einer weiteren Folge bearbeitet werden.Bild von laStaempfli aus der Meret Oppenheim-Ausstellung: Handschuhe Paar 1942-1945
Schlagwort-Archive: Regula Stämpfli
Regula Stämpfli #Medienkritik: Was Regierungskrise in Österreich mit der Schweizer Mediendemokratie zu tun haben.
laStaempfli Kommentar – Wien und Bern: Sprechautomaten, Filz, Medien und Politikhttp://www.kleinreport.ch/news/wien-bern-sprechautomaten-filz-medien-politik-98401/
Klein Report, 6.12.2021
Sebastian Kurz und seine Boygroup mit Alexander Schallenberg und Gernot Blümel sind weg. Wenigstens vorläufig. Die Begründung der Rücktritte sowohl von Sebastian Kurz als auch von Gernot Blümel sind bemerkenswert. Beide wollen sich den Vaterfreuden zuwenden. Es ist die sentimentale PR-Geschichte gelackmeierter Politiker, die sich immer dann an Ehefrau und Nachwuchs erinnern, wenn sie ihr eigenes Image aufpolieren müssen. Kurz und Co. stehen wie kaum andere für eine europäische Phrasen-Politik, die die gegenwärtigen Demokratien arg bedrängen. Hinter einer medial hochstilisierten Fassade machte sich in Österreich eine Cliquen-Politik breit, die den Staatsdienst als Kumpelwirtschaft betrieb. Dies kennen wir auch von der Schweiz. Wie oft schon rotierten Männer hierzulande ihre Posten zwischen Medien, Verwaltung, Stiftung, Politik und staatsnahen Unternehmungen?
In Österreich operierten die abgetretenen Minister ziemlich offen mit den Medien, als wären sie eigene PR-Agenturen. Mittels Inseraten wurden sich Staatsnähe und positive Berichterstattung erkauft – was uns direkt zur Schweiz führt. Hierzulande soll «Medienförderung» nicht via Inserate, sondern direkt als Millionensubventionen mehrheitlich an die Grossverlage fliessen. Das Staatsgeld wird bedingungslos an die Verlage und nicht an den Qualitätsjournalismus ausgeschüttet. Es fällt sehr schwer, nicht ironisch zu werden: Während in Österreich die Linke heftig über Medienförderung sowie über deren Gefahr für die Demokratie diskutiert, wird in der Schweiz ein bedingungsloses Millionen-Medienförderpaket von Gewerkschaften, linken Gruppen und von vielen Journalistinnen und Journalisten unterstützt. Ein Paket, das die Staatsfinanzierung an keine Bedingungen wie Gesamtarbeitsvertrag (GAV), Mindestlohn, Besserstellung der Freiberuflichen beinhaltet. Es ist absurd. Weiterlesen siehe Link.
Regula Stämpfli über die Angst, nicht zu gefallen.
Regula Stämpfli hat mit der “Die Vermessung der Frau” ein Grundlagenwerk über Codes, Algorithmen, Kilo- und Jahrgangsverhältnis geschrieben. Dies schon 2013. Unterdessen ist der Druck, zu gefallen, noch gestiegen. Hier ein Essay von laStaempfli in ensuite – Zeitschrift zu Kunst und Kultur. https://www.ensuite.ch/zum-sterben-schoen-von-der-angst-nicht-zu-gefallen/
Ein Gespenst geht um: die Angst, nicht zu gefallen. Es gibt unzählige Bücher zum Thema, darunter leider kaum wirklich gute. «Mythos Schönheit» von Naomi Wolf ist sicherlich ein Standardwerk, ebenso wie «Fat Is a Feminist Issue» von Susie Orbach oder «Der Preis des Geldes» von Christina von Braun. All diese Werke fehlen im Literatur- und Kunstkanon. Ebenso wie John Bergers «Sehen», das zwar millionenfach gekauft, aber wenig gelehrt wird. Zitiert in den Medien werden unzählige profane Experten und neue Autorinnen, die entsetzlich viel dummes Zeugs zum Thema veröffentlichen. Auch Umberto Eco mit seinem wunderschönen Band zur Bellezza, die typischerweise sowohl den Überbegriff als auch eine schöne Frau bezeichnet, gehört dazu. Der Semiotiker ist zwar ein Gigant punkto Zeichen in Bild und Sprache. Doch er behauptet die ewig gültigen Normen von Schönheit. Dabei wüsste er es doch besser! (…) Weiterlesen von laStaempfli über “Zum Sterben schön” im ensuite.
#diepodcastin: Isabel Rohner & Regula Stämpfli im feministischen Wochenrückblick. Diesmal Ampel, PuffPaff, Zapfenstreich &Schrumpelgurke
Auszüge aus Isabel Rohner & Regula Stämpfli #diepodcastin: “Was für ein Ab- und Unterschied: Während sich Ex-Kanzler Gerhard Schröder beim Zapfenstreich noch das Männerlied “My Way” vorspielen ließ, setzte Bundeskanzlerin Angela Merkel 16 Jahre später auch hier neue Maßstäbe: Neben dem DDR-kritischen “Du hast den Farbfilm vergessen” und dem Choral “Großer Gott, wir loben dich” erklang im Bendler-Block Hildegard Knefs große Hymne “Für mich soll’s rote Rosen regnen”. Die Rohnerin outet sich als große Bewunderin des Multitalents Hildegard Knef, für sie nicht nur eine große Schauspielerin und Sängerin, sondern vor allem auch eine der größten deutschen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Lest bitte alle “Der geschenkte Gaul” und Knefs wunderbare, tiefen Gedichte! Die Rohnerin liebt über alles “Wieviel Menschen waren glücklich, dass du gelebt?” laStaempfli ist entzückt, denn sie hat all dies über Hildegard Knef auch nicht gewusst.laStaempfli berichtet aus Wien: Die österreichische Boysgroup ist abgetreten. Die Begründung von Sebastian Kurz, Alexander Schallenberg udn Gernot Blümel ist nicht etwa: “Well, wir stecken tief im Korruptionssumpf und müssen uns vor Gericht verantworten”, sondern “Wir wollen uns dem Nachwuchs, der Familie weitweg von der Politik widmen.” Selten wurde Care-Arbeit so verhunzt. Die gelackmeierte Türkiselite ist zwar weg: Das Automatensprech der von PR getränkten öffentlichen Rede leider noch nicht.” Nachhören auf Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts etc. http://diepodcastin.de/2021/12/04/diepodcastin-ampelt-isabel-rohner-regula-staempfli-ueber-zapfenstreich-nina-hagen-hildegard-knefkurzwaschen-graessliche-mediale-goldene-schrumpelgurken/
Und last but not least geht die “Goldene Schrumpelgurke” dieser Woche an die Redaktion von Pro7 “TVtotal” und Moderator Sebastian Pufpaff, die doch tatsächlich die “heißeste Biene der FDP” ausfindig machen wollten. Auch wenn der Preis am Ende an Christian Lindner ging – die Sexualisierung von Politikerinnen war schon in den 1950er Jahren kalter Kaffee. 2021 ist sie nur noch peinlich. Zu den goldenen Schrumpelgurken ergänzt laStaempfli: Die Politsatire ist in Zeiten digitaler Automation schon längst zu misogynen Vernichtungsprogrammen mutiert. Das Lachen über Aussehen von Frauen, die pornografischen und sexistischen Anspielungen gegenüber Politikerinnen ist Ausdruck zutiefst frauenverachtender Referenzen, Images und Vorstellungen. Hier empfiehlt laStaempfli nochmals das Buch von Angela Nagle, Kill all Normies und ihr eigenes Kolumnenbuch, Sex, Katzen und Diäten oder Gretchens Rache von Isabel Rohner. Ein spannender, genial geschriebener Krimi, in dem Frauen lachen und in dem nicht über Frauen gelacht wird.
#diepodcastin ist sich diesmal einig: Die Medienqualität – vor allem auch der öffentlich-rechtlichen – versagt angesichts der Möglichkeit der ersten Aussenministerin Deutschlands und stellt fest, dass sich die strukturelle Diskriminierung in den journalistischen Narrativen hartnäckig hält. Hier ergänzt laStaempfli ein gutes Beispiel im Text punkto Süddeutsche: Am 3. Dezember 2021 war der Feuilleton so gut wie nie: #diepodcastin gratuliert auf Instagram.
Isabel Rohner & Regula Stämpfli in #diepodcastin
Isabel Rohner und Regula Stämpfli in #diepodcastin – Der feministische Wochenrückblick. Hier denken die beiden Doktorinnen ihres Fachs und preisgekrönte Autorinnen über Politik, Kultur, Wirtschaft, Demokratie, Gleichstellung, Diversität nach. Dies wöchentlich sprechend denkend, denkend sprechend. Diese Woche geht es um #Frauengesundheit #Femizide und #Werbekampagne von #Zara.
Wir wünschen Euch allen viel Kraft und Durchhaltevermögen in der #Pandemie . Seien wir dankbar, dass wir in einer Demokratie leben.
Hier der Link zur Folge: Die Podcastin. Isabel Rohner und Regula Stämpfli über Google, Demokratie, Frauen, Gesundheit, Pandemie und sexistische Werbekampagnen. http://diepodcastin.de/2021/11/20/diepodcastin-mit-schwerpunkt-frauenungesundheit-isabel-rohner-und-regula-staempfli-ueber-frauengewalt-femizid-eines-14jaehrigen-an-einer-14jaehrigen-google-misogynie-zara-maedchenfolterbilder-br/
Regula Staempfli, Political Philosopher on Care, Work, Politics in the Age of Digital Reproduction:
laStaempfli-Kommentar Kleinreport: “Inseratenaffäre Österreich, «Bild»-Beben #Reichelt & Swiss Connection”
«Bild»-Chefredaktor Julian Reichelt musste Knall auf Fall am Montag gehen – der Klein Report berichtete. Der Abgang des Chefredaktors ist aber nicht die einzige Aufregung beim Boulevardblatt «Bild»: Es bebt bis in die höchsten Chefetagen, bis hin zu Mathias Döpfner. Dieser wollte an Julian Reichelt festhalten. Doch der Druck nach einem Bericht der «New York Times» durch den New Yorker Investor bei Axel Springer SE wurde zu gross. Was nun die Vorgänge bei «Bild» mit der österreichischen Inseratenaffäre zu tun haben und wie sie letztlich auch die Schweiz betreffen, dazu berichtet die Politphilosophin und Medienwissenschaftlerin Regula Stämpfli in einem Kommentar exklusiv für den Klein Report.
“Julian Reichelt hätte wissen müssen, dass sein Ende mit der Amazon-Staffel «Bild.Macht.Deutschland.» eingeleitet wurde. In sieben Teilen liess er die «Bild»-Zeitung und sich selber dokumentieren. Journalisten mögen es gar nicht, wenn sich ein einzelner Chefredaktor, selbst in Zeiten des «Selfism» (Regula Stämpfli), dermassen inszeniert. Die einheimische Konkurrenz war hingerissen oder fühlte sich provoziert: So oder so war Julian Reichelt nun permanent Thema. Auch Mathias Döpfner hätte es wissen müssen. Sein Verlag hat in den USA «Politico» gekauft – trotz Turbulenzen. Deshalb blieb die internationale Konkurrenz im Vorfeld nicht still und hat Recherchepotenzial entwickelt. Das Resultat war unter anderem in der «New York Times» zu lesen.
Konkurrenz unter Journalisten und Journalistinnen ist also eine gute Garantie für Meinungsvielfalt; ebenso die internationale Konkurrenz, wenn es darum geht, brisante und potente Medienaffären publik zu machen. Von Deutschland nach Österreich: Die Inseratenaffäre wurde durch den Ibiza-Skandal ausgelöst, der auch international begann. Doch in Österreich schritt gegen den Politik- und Medienskandal in der Folge auch noch die fähige und unabhängige Staatsanwaltschaft ein, Hut ab!
Diesen Mut wünscht sich jede Demokratin für ein funktionierendes Rechtssystem. Die Lehre hier ist: Funktionierendes Justizsystem garantiert unabhängige Recherche bei Medienkorruption.
Deshalb hier nun die wirklichen Bad News für die Schweiz: Das Schweizer Mediensystem kennt keine wirkliche Konkurrenz und keine internationale Investigation. Ganz zu schweigen von unabhängigen Journalisten, die Skandale intern aufdecken können, wollen und dies auch tun. Und würde in der Schweiz so wie in Österreich die Staatsanwaltschaft mutig eingreifen? Der offene Brief der 78 Tamedia-Journalistinnen im März 2021 beispielsweise machte in der Schweiz zwar ein paar kleine Schlagzeilen, doch es bleibt alles beim Alten. War da noch was punkto strukturellem Sexismus? Wir hören nichts mehr. Die Schweiz ist klein und die Fluktuation zwischen Medien, privaten, staatlichen, medialen und kulturellen Institutionen und Journalisten besonders hoch. Das Aufdecken von internen Affären ist in der Schweiz deshalb fast unmöglich. Allianzen aus dem Ausland? Fehlanzeige. Viele hiesige Verlage sind auf diese oder andere Weise mit den grossen Verlegern in Österreich und Deutschland liiert.
«Geld. Macht. Medien», heisst es hierzulande. Dies zeigt sich an der Medienkritik in der Schweiz. Seit Google und Facebook die Verlage umgarnen, ist kaum mehr Kritisches über die US-Giganten zu lesen, es sei denn, Whistleblower treten in Erscheinung, die selbst die von digitalen Giganten gesponserten Medien nicht einfach ignorieren können.
Zum Einfluss von Google auf das Mediensystem hat die Otto-Brenner-Stiftung schon im Jahr 2020 eine brisante Studie veröffentlicht, die ausser vom Klein Report hierzulande nicht aufgegriffen, sondern eher elegant ignoriert wurde.
Die Inseratenaffäre, die «Bild»-Affäre und auch der Relotius-Skandal erzählen viel über das Funktionieren respektive die Schwächen des gegenwärtigen Mediensystems.
Alle zeigen, wie wichtig es für das Funktionieren der Demokratie ist, dass kritische Journalistinnen, innere Pressefreiheit in den Redaktionen, vom Staat unabhängige Finanzen, unabhängige Recherchen, internationale Vernetzung und gute Medienkonkurrenz existieren.
Nun will auch noch der Schweizer Staat, der eh schon indirekt viele Millionen in die Verlage steckt, noch mehr «Medienförderung» betreiben. Dies sollte uns alle sehr ungemütlich stimmen. Denn im Schweizer Mediensystem ist es erstaunlich still: Kann es sein, dass es hierzulande keinen Relotius gibt?
Kann es sein, dass an den Vorwürfen der 78 Journalistinnen gegen den Zürcher Konzern Tamedia oder auch gegen den SRG-Generaldirektor Gilles Marchand – unter anderem während seiner RTS-Zeit, bei dem sich über die Jahre sagenhafte 200 Fälle angehäuft haben – überhaupt nichts dran ist?
Kann es sein, dass an der Affäre Berset nichts stimmt, sondern nur rechtspopulistischer Schmutz durch rechtspopulistische Medien stattfindet? PS: Am 25.10.2021 wird die Affäre Berset parlamentarisch untersucht – vier Tage nachdem dies Regula Stämpfli thematisiert hatte.
Weitere offene Fragen sind: Kann es sein, dass die hervorragende weibliche Leitung der Solothurner Filmtage einfach so kalt gestellt wird ohne einen Aufschrei? Kann es sein, dass es kein Zufall ist, in der Schweiz nichts bis ganz wenig von Google und Mediensubvention zu hören, zu lesen oder zu erfahren? Fragen über Fragen, die in der Schweiz so beantwortet werden wie in den USA: Bei Medienkritik gibt es keine Fakten, beim Medienfördergesetz gibt es keine Diskussion, sondern nur noch politische Positionen. Dies schadet uns allen: der Demokratie, der Information und dem Qualitätsjournalismus.”
Regula Stämpfli: Veranstaltungen Okt/Nov2021
Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei: Alles findet nun gleichzeitig statt: Vorlesungen digital, Vorträge und Podien (noch) analog – was via Zoom elegant auch mit New York klappte, ist nun wieder mit viel Reisen und Zeit verbunden: Schön, aber kompliziert. Fällt Euch auch auf, wie LAUT DIE WELT geworden ist?

Die Nomadin laStaempfli unterwegs.
Regula Stämpfli reist immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ausser sie ist mit ihrem Team unterwegs. Dies, falls Wikipedia-Trolls einiger Schweizer Zeitungen sich auf Recherche machen, um die unbequeme Denkerin zu skandalisieren – dies wird ja seit 2003, seit meinem ersten Buch zum politischen System und zum ABC der Demokratie, der Fall ist.
“Mit Sex, Katzen und Diäten” geht laStaempfli auf Tour: Ihr Denken ist so aktuell wie eh und je, meist zehn, zwanzig Jahre zu früh.
Am 15.10.2021 ist Regula Stämpfli zum Thema Design und Demokratie im MAKK Köln
Am 22.10.2021 ist Regula Stämpfli zur Zukunft der Arbeit in Bern für die Gewerkschaft syndicom, IG-Freie, deren Co-Präsidentin sie ist. Die Veranstaltung findet von 09.00 Uhr bis 16.00 Uhr statt: Generationenhaus Bern. Anmeldungen unter patrizia.mordini@syndicom.ch mit Verweis auf mich.
Am 1.11.2021 kommt, wie jeden Monat ihr Essay in ENSUITE – DEM Kulturmagazin im deutschsprachigen Raums, jetzt wo die Kulturberichterstattung ja immens runtergefahren wird. Zur Erinnerung: Frauen, kauft Kunst und Immobilien, siehe dazu auch die Folge der www.diepodcastin.de Isabel Rohner und Regula Stämpfli reden über weibliches Kapital.

Regula Stämpfli 18.11.2021 Wien zur langen Nacht der Philosophie.
Am 18. 11.2021 ist Regula Stämpfli in Wien zu Hannah Arendt revisited: Elemente & Ursprünge digitaler Punktesysteme. Die zeitgenössische Welt im Dialog mit Hannah Arendts Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. 18.11.2021, 18.11. 21, 20 h, Das Dorf. Aktuelles finden Sie auch auf der Facebook Seite Nächte der Philosophie. Bei Fragen kontaktieren Sie bitte den Organisator Dr. Leo Hemetsberger unter office@philprax.at oder pollitphilozoffin@gmail.com
Sex, Katzen & Diäten. Die Kult-Kolumnen von Regula Stämpfli
Regula Stämpfli, laStämpfli auf Twitter, Insta und Clubhouse gehört zu den scharfsinnigsten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Von 2011 bis 2018 nahm laStämpfli ihr Publikum mit ihrer wöchentlichen Kultkolumne mitten hinein in die Zeitgeschichte und darüber hinaus.Die Haltbarkeit der Kolumnen von Regula Stämpfli ist unbeschränkt: Ihre Denkstücke sind Dokumente aus der Vergangenheit für die Zukunft.

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Regula Stämpfli an der “Langen Nacht der Philosophie” in Wien 2021

Hannah Arendt revisited: Elemente & Ursprünge digitaler Punktesysteme.
Dr. phil Regula Stämpfli, Politphilosophin & Bestsellerautorin München/Wien
Die zeitgenössische Welt im Dialog mit Hannah Arendts
Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. 18.11.2021
“Einige erinnern sich vielleicht an Platos berühmten Kampf gegen die Sophisten. Er warf ihnen vor, ihre Kunst bestünde darin, «den Verstand mit Argumenten zu bezaubern», die nicht der Wahrheit dienten, sondern darauf abzielten, Meinungen zu erzeugen. Solange diese plausibel erscheinen, «liege ihnen die Kraft der Überzeugung inne». Hannah Arendt nennt dies den «temporären Sieg der Argumente auf Kosten der Wahrheit». In meinem Buch «Trumpism. Ein Phänomen verändert die Welt» zeichne ich nach, wie postmoderne Narrative, die sich «datengestützt» als Wahrheiten inszenieren – beispielsweise Meinungsumfragen, aber auch die omnipotente INZIDENZ zielen letztlich darauf hin, die vielfältige Wirklichkeit auf EIN THEMA, EINE BETRACHTUNGSWEISE, EINE INTERPRETATION zu reduzieren. Die neuen digitalen Daten-Herren inklusive ihrer Instrumente «Plattformkapitalismus»im Westen sowie «Digitaler Überwachungsstaat» im Osten, zerstören mittels einer umfassenden «Algorithmisierung der Welt» empirische Realitäten mit derart präzise berechneter Schlüssigkeit, dass der Unterschied zwischen Fiktion und Realität für die meisten von uns nicht mehr erkennbar ist. Gerade die Pandemie hat mit dem Zusammenfallen zwischen Datenherrschaft und politischer Herrschaft Ausschluss und Meinungsphänomene hervorgebracht, die mithilfe Hannah Arendts Denken untersucht und eingeordnet werden.”
Zitat aus dem Buch zu Hannah Arendt revisited von Regula Stämpfli. Vorbereitende Lektüre siehe: Das grosse Demokratie Datenloch, Link https://regulastaempfli.eu/wp-content/uploads/2020/09/datenloch-swissfuture-methodenderzukunft.pdf sowie www.ta-swiss-futurepodcast.online
18.11. 21, 20 h, Das Dorf
Obere Viaduktgasse 2, 1030 Wien