«Bei Sturm am Meer» heisst der Roman des Historikers Philipp Blom. Den Autoren kenn ich als den besten Erzähler der Moderne. Seine zwei Bänden: «Der taumelnde Kontinent 1900 – 1914» und «Die zerrissenen Jahre 1918 – 1938» gehören zum besten, was ich jemals über diese Zeit gelesen habe und mind you, I have written a bloody 800page thesis on 1914 – 1945. Philipp Blom schreibt so genial, dass die persönliche Begegnung mit ihm enttäuschen muss: Wie immer, wenn Gedanken auf zwei Beinen daherkommen, da die Zwiesprache Leserin/Schriftstellende so farbig, fantasievoll, reich, lustig, nachdenklich ist wie kaum ein reales Gespräch (wenigstens empfinde ich dies meistens so, wenn ich mit Autoren und Autorinnen spreche). Der neue Roman von Philipp Blom hat mich nicht angesprochen: Es ist eine dieser Söhne-Väter-Geschichte mehr – reizvoll vielleicht dadurch, dass die Elterngeneration nun nicht Kriegstäter oder –opfer sind, sondern die 1968er Generation, deren Kampf, deren Marsch durch die Institutionen und deren Verrat all dessen, wofür sie einmal demonstriert haben. Mag sicher viele Männer ansprechen, die sich ja gerne um sich, ihre Vaterbeziehung und Geschichte kreisen – doch wie gesagt: Meine Lust bei Philipp Blom bleibt bei ihm als herausragender Historiker und Erzähler: Echt ganz, ganz, ganz gross und unbedingt die zwei Bände zur Vorkriegs- und Zwischenkriegszeit lesen.
Archiv des Autors: RegSt
David Hockney & die Fröhlichkeit der Kunst: Höhlenmalerei&Screen
David Hockney war der Eröffnungsstar und plädierte für Kultur, Buch, Kunst und Storytelling der ganz besonderen Art. Er war eigentlich das hoffnungsvolle Gegenprogramm meiner gestrigen Veranstaltung in Basel zum Rechtspopulismus: Munter, älter, kein bisschen weiser (da er schon immer klug war) und sehr fröhlich kam der britische Künstler in Frankfurt rüber. Zudem ist der zauberhafte Mann experimentierfreudig modern: Seit 2010 nutzt er das iPad als Leinwand. Farben, unendlich viele Möglichkeiten, Innovation, Fantasie – soooviel Kunst in Zahlenkombinationen, faszinierend. Der einzige Nachteil gemäss Hockney: «Es gibt keinen Widerstand mehr beim Malen» – also der Kampf mit Leinwand, langwieriges Farbenmischen und körperlicher Anstrengung fallen dahin.
PS: Diesen Bericht konnte ich dank dem hervorragenden Presseservice der Frankfurter Buchmesse verfassen, da ich an der Eröffnungsveranstaltung noch nicht anwesend war. Erstaunlich ist, dass man an der Buchmesse eigentlich gar nicht vor Ort sein müsste – soviel wird heutzutage übertragen, aufgezeichnet, nachgespielt, interpretiert und analysiert. Gemäss Precht könnte man auch fragen: Was ist die Buchmesse Frankfurt und wieviele? Mich beschleichen zwischendurch ziemlich irreale Gefühle, die zwischen Fiktion und Realität mäandern…








