Regula Stämpfli zum Überblickswerk von Lea Haller: “Transithandel. Geld – und Warenströme im globalen Kapitalismus.”

Die Schweiz als Weltmacht inkognito: Dies die Kurzformel und Zusammenfassung des hervorragenden Buchs von Lea Haller, die seit einiger Zeit das brillante “NZZ- Geschichte” “Magazin leitet.

Im Ensuite bespricht Regula Stämpfli das Werk mit folgender Einleitung: “Ein Bergland voller eigensinniger Täler, ohne Sicht aufs Mittelmeer und trotzdem unter den wichtigen globalen Playern – das ist die Schweiz, und zwar schon seit Jahrhunderten. Die internationale Handelspolitik der Eidgenossenschaft begann mit dem Verkauf ihres Nachwuchses. Konnte der erste Sohn noch den Hof übernehmen, der zweite vielleicht bei der Kirche Unterschlupf finden, mussten sich der dritte, vierte, fünfte und sechste als Söldner bei den europäischen Königen verdingen. Die Eidgenossen waren brutal, gnadenlos und von allen gefürchtet. Der Handel mit eidgenössischen Armenkörpern und deren Renten war dafür ein lukratives Kapitalgeschäft für die Reichen und lieferte die Grundlagen für das schweizerische Banken- und Versicherungswesen. Der Krieg macht seit damals Einzelne stinkreich und andere mausetot. Ab 1515 gab es dann Frieden zu Hause, und im Ausland wurde umso übler gewütet: In Kriegen für Frankreich, die Niederlande, Spanien, Österreich, Ungarn, Savoyen verdiente die Schweizer Obrigkeit kräftig mit – die alten und bekannten Geschlechter gibt es bis heute. Aus dieser Zeit stammt übrigens die «Schweizerkrankheit», das Heimweh, das literarisch mit Heidi eine Weltkarriere machte. Der Profit mit dem Söldnerwesen ging erst im Laufe des 18. Jahrhunderts zurück, da die Frühindustrialisierung im Textilsektor den armen, überzähligen Söhnen und Töchtern ein neues Einkommen ermöglichte. Erst 1859 wurde indessen der Waffendienst für fremde Mächte verboten, mit einer Ausnahme: der Schweizergarde im Vatikan.” Weiterlesen unter https://www.ensuite.ch/die-schweiz-als-weltmacht-inkognito/