6.12.2016 Luzerner Theater: Publikumsgespräch mit Dr. Regula Stämpfli

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BAZ 27.11.2016 Sexismus mit doppelten Boden

schlagendezeilenbild“Es tut nie weh, was die Feinde Dir antun, von denen erwartet man dies ja. Doch was die Freunde mit Dir anstellen – das ist schmerzend.” Hannah Arendt im Gespräch mit Gaus

Ein Meisterwerk – Kamel Dahoud

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Auswendig lernen, handeln: Carolin Emcke

friedenspreis-deutschen-buchhandelsWas soll ich berichten, schreiben über einen Menschen, die schreibt, berichtet, Zeugnis ablegt und mich nie mehr einsam sein lässt. Ihre Worte sind für alle da. Carolin Emcke: Lesen, hören, nachdenken, handeln. Das ist mein Bericht aus der #fbm16. Ein grosser Abschluss und Neuanfang.buchmesse-1

Tiere denken: #fbm16 Richard David Precht

Am 1. Mai dieses Jahres hielt ich eine Rede in Thun. Thema war: Über Menschen und Maschinen. Doch meine Abschlussworte drehten sich um Tiere. Nämlich darum, dass wir unser Weltverständnis nicht nur gegenüber Maschinen (die können nämlich oft die «besseren» Menschen sein) transformieren müssen, sondern gegenüber den Lebewesen, die wir grob in Tiere und Pflanzen einteilen. Mein Schlusssatz war: «Es könnte sehr wohl sein, dass in 100, 200 oder 300 Jahren die Menschen auf unsere Zeit zurückblicken und mit grossen Entsetzen, mit riesiger Abscheu und unfassbaren Ekel darüber erzählen, wie wir mit Tieren umgegangen sind. Dies nicht unähnlich wie wir heute auf die Sklaverei und Rassenherrschaften vergangener Zeiten zurückschauen.»

Nun hat Richard David Precht ein Buch über Tiere geschrieben und wie immer ist er diesbezüglich klar, intelligent, klug, präzise, strukturiert, er kann brillant erzählen, witzig, zwar gar etwas männerbetont, doch grundsätzlich einfach «Wow.» Klar doch. Peter Sloterdijk nannte ihn aus Frust, weil er wegen Precht sein philosophisches Quartett verloren hat, den «André Rieu der Philosophie.» Meine philosophischen Kolleginnen rümpfen auch ihre Nase, wenn sie den Namen Precht hören und meinen er koche höchstens mit Wasser. Soziologen machen sich lustig, eigentlich bashen viele auf Richard David Precht ein – wohl nicht zuletzt weil grosser Neid aufkommt bei so einem Allesdenker, Alleskönner mit gutem Aussehen. In seiner Talkrunde «Precht» ist er zwar unendlich eitel und extrem mühsam punkto Altmännergästedominanz, aber als Antwortender, als Lehrer, als Wegbereiter ist er genial wie kein Zweiter.

Auf dem «Blauen Sofa» erzählte der der überaus klugen Moderatorin viele, ganz, ganz entscheidende Dinge, wenn es um Leben und unsere Welt geht. Hier meine Notizen:

Können Tiere sprechen? Klar doch. Es ist nur so, dass wir keine Ahnung haben und uns auch nicht bemühen, die Sprache der Tiere, beispielsweise der Schimpansen, zu verstehen. Was die Intelligenz betrifft, so ist die Krake uns Menschen – rein materiell gesehen – um unzählige Varianten überlegen. Nach welchen Kriterien sollen Tiere beurteilt werden? Mit einer Moral des Nicht-Wissens und der Würde für alle Lebewesen.

Richard David Precht bringt im Gespräch ganz viele Beispiele, wie wir über Tiere denken könnten und sollten. Besonders entsetzlich eindrücklich sind seine Beispiele und Inkonsequenzen im deutschen Rechtssystem, das Tiere durchwegs als Foltervorlage für Sadisten benutzt (meine Formulierung). Erstaunlich fand ich persönlich seinen Hieb auf die Psychologie: «Alles, was der Mensch beherrschen kann, verliert für ihn an Wert.» In Bezug auf die Liebe kam mir da meine schottische Schwiegermama in den Sinn, die – im anderen Zusammenhang, doch ähnliches meinte mit ihrem Satz: «Treat them mean, keep them keen» – also nur, was sich nicht beherrschen lässt, auch respektiert wird. Darüber lohnt es sich, noch weiter nachzudenken, denn ein derartiges Menschenbild ist eigentlich nicht meines.

So oder so: Hören Sie Precht, denken Sie mit Precht und klar doch: Wer Jonathan Safran Froer «Tiere essen» gelesen hat, findet bei Precht die notwendige öffentlich-rechtliche, politische, philosophische und juristische Ergänzung. Wenn Sie auf das Bild klicken, können Sie den Beitrag auf dem «Blauen Sofa» auf ZDF nachgucken.bildschirmfoto-2016-10-21-um-15-25-50

Bruce Springsteen – leider geheim

Aussen vor – tut immer weh. Dabei hätte Bruce Springsteen sicherlich gerne mit mir geredet, laach, so bilde ich es mir jedenfalls ein. Aber wieder einmal waren die Männerfans dieser grossen Seele an erster Stelle, denn ja klar: Auf Springsteen stehen Männer, u.a. auch solche, die nichts von dem haben, aber auch gar nichts, was Springsteen eben zum Menschen macht.

Seufz.

Es ist wie bei «Born in the USA» – 1984 brauchte Reagan den Song für seine Wahlkampagne. Dem neoliberalen Wegbereiter und Schauspieler waren die kritischen Worte egal und damals gab es noch keine Verbote für Rechtsextreme und Rechtspopulisten, die sich immer mehr tollen Songs bemächtigen, die das Gegenteil ihrer Politik ausmachen.

Dabei ist klar: Bruce Springsteen ist der Sohn seiner Mutter. Ohne sie wäre er nie das geworden, was er ist: Ein Mensch. Ein Songwriter, der ein Buch wie ein ganz grossartiges Album verfasst hat. Der seine Mutter ehrt und Frauen liebt. Genau die Voraussetzungen, die es braucht, um immens gross zu werden. Und gleichzeitig klein zu bleiben: in Demut vor sich selber, seiner eigenen Bedingtheit , der Liebe zu den Menschen und allem Lebendigen.

Springsteens kerniges Lachen lässt einen vergessen, dass er – an der Buchmesse für Auserwählte – den Satz für die Ewigkeit aussprach: „You have to earn transcendence in your music.“ Wow. Transzendenz durch Musik – das passt. Transzendenz durch Poesie? Auch. Transzendenz durch poetisch-politisches Handeln? Unbedingt.rs-227987-btr-700x1057-298x450

Goethe gegen Goethe lesen – Zeitschrift für Kultur und Kunst

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