Podcast indubio “achgut.com”. Regula Stämpfli, Gerd Buurmann, Giuseppe Gracia im Gespräch: Warum Giorgia Meloni keine Faschistin ist – und warum es gefährlich ist, sie so zu nennen.

“Gerd Buurmann im Gespräch mit der Historikerin & Politologin Regula Stämpfli und
dem Schriftsteller Giuseppe Gracia über eine der einflussreichsten
Frauen Europas: Giorgia Meloni. Als Ministerpräsidentin Italiens
sorgt sie für Aufsehen, nicht nur wegen ihrer konservativen Werte,
sondern auch wegen ihrer Biografie, ihrer Rhetorik und ihres
politischen Stils. Meloni behauptet sich gegen das politische
Establishment, als Mutter, Christin, Italienerin. Ein Gespräch über
Medienklischees, kulturelle Identität, moderne Rechte – und über
eine Frau, die viele überraschte.” Hier das Gespräch https://www.podcast.de/episode/687969334/flg-382-wer-ist-giorgia-meloni Das Buch “Io sono Giorgia. Le miei radici. Le miei idee” ist im Europa-Verlag nun auf deutsch erhältlich.

Gerd Buurmann im Gespräch mit Politphilosophin Regula Stämpfli und Schriftsteller Giuseppe Gracia über Georgia Meloni.

Schon vor Jahren hat Regula Stämpfli über Italien geschrieben und zwar über das verheerende mutmassliche Zusammengehen von CIA und den Roten Brigaden in der Ermordung von Aldo Moro, siehe https://regulastaempfli.eu/wp-content/uploads/2015/07/BAZ-28.7.2015.pdf Regula Stämpflis Notizen ffür die Sendung: Copyright PD Dr. Regula STÄMPFLI.

THESEN VON LASTAEMPFLI ZUM PHÄNOMEN GIORGIA MELONI

1. „Faschismus“ ist ein historischer Begriff – kein Universalwerkzeug.
Die Gleichsetzung Melonis mit Mussolini verharmlost echte faschistische Gewaltregime. Sie ist keine Diktatorin, sie führt Wahlen durch, sie akzeptiert Gewaltenteilung – auch wenn sie sie aushöhlt.

2. Die Inflation des Faschismusbegriffs tötet politische Analyse.
Wenn alles „faschistisch“ ist, ist nichts mehr erklärbar. Was Meloni betreibt, ist Rechtskonservatismus mit autoritären Tendenzen – nicht militärischer Totalitarismus.

3. Meloni ist Kind der Demokratie – nicht deren Antipodin.
Sie wurde gewählt. Demokratisch. Ihre Partei operiert im Rahmen der Verfassung. Die eigentliche Gefahr liegt in der Aushöhlung der Demokratie durch demokratische Mittel – wie bei der Ampel-Verwaltung durch das Regime der NGO, der “verwalteten Demokratie”, wie rechts bei Orbán und Trump durch die Zerschlagung der Institutionen, um den Politikwechsel durchzudrücken.

4. Der Faschismus-Vorwurf dient der Selbstentlastung der Linken.
Statt sich zu fragen, warum Millionen Italiener:innen freiwillig Meloni (oder auch Donald Trump) wählen, zeigen viele Medien reflexartig mit dem Finger. Das ersetzt Analyse durch Moralismus.

5. Es geht um Medienlogik, nicht um Ideologie.
„Postfaschistin“ ist ein Clickbait-Label. Es reproduziert alte Feindbilder, ohne neue Machtverhältnisse zu analysieren. Meloni ist nicht retro – sie ist ein moderner Code rechter Identitätspolitik, die als Kampf gegen die sowjetisch, maoistisch inspirierte linke Identitätspolitik durchaus attraktive Bindungen zeigt, Stichwort Frauen (statt Sprechakte.)

6. Nationalfeminismus statt Faschismus.
Meloni verkörpert einen neuen Typ politischer Macht: weiblich, autoritär, fürsorglich, patriotisch – ganz ohne Geheimpolizei. Der „weibliche Autoritarismus“ ist subtiler als das martialische Männertheater.

7. Die Wirklichkeit schlägt gegen die codierte linksextreme kulturelle Hegemonie zurück.
Melonis Politik zielt auf kulturelle Hegemonie, nicht auf Gewalt. Sie verändert das Denken – nicht das Straßenbild.

Giorgia Meloni ist keine Faschistin, sondern eine Frau, die mit konservativer, klassisch-feministischer Rhetorik eine Ordnung wiederherstellt, die viele Menschen als „normal“ empfindengerade weil sie sich im Gewirr aus queerer Identitätspolitik, Zensurkultur und Sprachverordnungen nicht mehr wiederfinden.

Weshalb verlieren Sozialdemokratie, Gewerkschaften und Frauenbewegung?

1. Die postmoderne Genderdebatte hat den Feminismus entkernt.
Wer heute auf Gleichstellung pocht, wird von den Lautsprecher*innen der Identitätspolitik als transfeindlich oder biologistisch denunziert – sogar von jenen, die nie für Gleichstellung gekämpft haben.

2. Meloni verkörpert die Rückkehr zu einer geerdeten Frauenpolitik.
Sie sagt: Ich bin Mutter, ich bin Frau, ich bin gegen Uterusleihmütter und Queertheorien in Kindergärten – und plötzlich wirkt sie wie die einzig Vernünftige im Raum.
Nicht, weil sie modern ist – sondern weil der Rest ins postlogische Theater abgedriftet is
t.

3. Die Linke hat ihre Wurzeln verloren – und damit die Deutungshoheit.
Wer in Italien von „Frau“ spricht, ist bei Meloni. Wer „Gebärende“ sagt, ist im akademischen Wolkenkuckucksheim. Die Rechten haben das begriffen – die Linken nicht.

4. Islamisierung und Migration: Frauenrechte und Gleichstellung von Mann und Frau werden durch die fraueneindliche Akzeptanz von Scharia und Islamisierung unterhölt. Dies schadet allen Frauen, allen voran den Migrantinnen, die genau vor diesen islamofaschistischen Zuständen in Europa Schutz suchten.

5. Die Rechten übernehmen die Sprache der Gerechtigkeit – mit Anti-Woke-Label. Dabei geht es um Globalisierung. Die Freisetzung von Kapital, Waren, Dienstleistungen, Personen wurde von der Linken nicht mehr mit sozialpolitischen Forderungen für den globalen Handel bekämpft, sondern mittels Sprechaktpolitik als neues Programm für die globale, diverse, akademische Elite gepuscht. So kommt es zu bürgerkriegsähnlichen Informationskriegen; Globalisierte Elite versus sog. dummer Proleten; ein für die Demokratie gefährliches Gemisch.

Regula Stämpfli über den “Krieg gegen Frauen”. Sall Grover hat eine Frauen-App namens “Giggle” konzipiert. Nun muss sie vors Oberste Gericht in Australien.

Sprechakttheorie: Nach Regula Stämpfli besteht im Digitalzeitalter die Sprechakttheorie darin, dass mittels automatischer Repetition codierter Weltanschauungen inklusive Daten-, Demokratie- und Geschlechtergleichheitslöcher (siehe hierzu den Futurepodcast und/oder https://regulastaempfli.eu/wp-content/uploads/2020/09/datenloch-swissfuture-methodenderzukunft.pdf ) also, dass mittels codierter Weltanschauungen peu à peu und immer schneller DIE WIRKLICHKEIT DURCH CODIERTE IDEOLOGIEN ERSETZT WIRD. Höre dazu auch: http://ta-swiss-futurepodcast.online/regula-staempfli-lastaempfli-zu-europa-zwischen-sehnsuchtsort-und-banksprech-hannaharendt-lectures-2023

Wer wissen will, wie die J.K. Rowling-Story, die inspirierende Bestsellerautorin von Harry Potter, von einer Fangruppe, die sich auf Tumblr organisierte und das Neusprech der linken WOKE-Community etablierte, ist gut beraten, mit der dritten Folge der hörenswerten Podcast-Serie auf Twitter zu beginnen: https://open.spotify.com/episode/6DLJ0jQpCBd0MjxRbHa7RL Kein öffentlich-rechtliches Medium im deutschsprachigen Raum hat über diesen Podcast berichtet, wiederholt aber ständig die Lüge, dass “J.K. Rowling transphob” sei. Höre hierzu auch #diepodcastin https://diepodcastin.de/2023/04/30/diepodcastin-im-gelachter-isabel-rohner-regula-stampfli-in-einer-dada-folge-mit-transmannern-napoleon-und-henry-viii-falsch-verstandenen-orgasmusbildern-den-homoerotischen-mannermachtkartellen-h/ Hier nun ein Artikel über die neusten Exzesse der Sprechakt-Bewegungen:

Regula Stämpfli über den "Krieg gegen Frauen". Sall Grover hat eine Frauen-App namens "Giggle" konzipiert. Nun muss sie vors Oberste Gericht in Australien.
Regula Stämpfli über den “Krieg gegen Frauen”. Sall Grover hat eine Frauen-App namens “Giggle” konzipiert. Nun muss sie vors Oberste Gericht in Australien.

Die Sprechakttheorie nach Regula Stämpfli ist codiert, automatisch repetiert und findet nach millionenfacher globaler Verbreitung mittels Trends, Hashtags und Hyperlinks auch in den Gesetzesvorstössen Niederschlag. Das sog. Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland ist Ausdruck einer postdemokratischen Auflösung der Wirklichkeit, indem via Gesetz Menschen keine Bürgerinnen und Bürger, sondern Narrative sind. Nicht die Wirklichkeit soll bspw. über das Geschlecht entscheiden, sondern das Fühlen, die Selbstdeklaration, der Sprechakt. Die Kritik an diesem Vorhaben wurde mehrfach in #diepodcastin aufgenommen: Neu auch vom Bundeskriminalamt und diversen Ministerpräsidentinnen – kürzlich sogar der SPD.

“Frau”, “Mutter”, “Gleichstellung”, “Frauenquote” (erst kürzlich schaffte die Zürcher SP diese mit Hinweis, dass der Begriff “nicht inklusiv” sei) sind nicht nur Begriffe, sondern sie sind Wirklichkeit. Mit den Begriffen setzt man die Wirklichkeit ausser Kraft: Immer der erste Schritt von totalitären Gesellschaften #HannahArendtLectures. Zu was dies in WIRKLICHKEIT führen kann, davon erzähle ich im Artikel über Sall Grover:

Hier der Link zum PDF des Artikels https://regulastaempfli.eu/wp-content/uploads/2023/07/WEW_26_024_GROVER.pdf

Regula Stämpfli: Wer Gender ohne KI/AI, Tumblr & 4Chan diskutiert, benutzt Trumpism-Kategorien von AfD und SVP und zerstört durch Polarisierung letztlich unsere westlichen Demokratien.

Das Schweizer Fernsehen SRF hat eine Sendung zu Gender gemacht. Soweit so schlecht. Denn Gender ist im Wahljahr zum BESTIMMENDEN WAHLTHEMA geworden: Eine ideologische Auseinandersetzung, die durch Lüge, Hass und Religionskämpfe geprägt ist und die die Zerstörung des öffentlichen Debattenraumes weitertreibt. Nach Hannah Arendt scheitern politische Systeme immer zuerst an der Zerstörung des ÖFFENTLICHEN RAUMES. #HannahArendtLectures. Dass die heissen Debatten um Gender WENIG MIT FEMINISMUS, GLEICHSTELLUNG UND DEMOKRATIE zu tun haben, sondern mit dem Ursprung des Konzepts, des Begriffs und der Ideologie von Gender auf #Tumblr und dessen Gegenpol 4Chan, ist viel zu wenig bekannt. Dies ist so als hätte man das Aufkommen extremer Bewegungen in den 1930er Jahren nicht erkannt. Die totalitären Minderheitspositionen auf Tumblr und 4Chan sind MAINSTREAM geworden: Besonders auf Twitter, Insta, Tiktok und Telegram. Die Codes repetieren automatisch die Positionen, die am meisten Emotionen, vorwiegend Hass und nicht einfach LIKES erzeugen.

Deshalb hat Regula Stämpfli in den #HannahArendtLectures die Theorie des Digigenderism erfunden, die in #diepodcastin ausgeführt wird.

Auf Twitter wurden via SRF unendlich viele Trolle, Hetzer und Hassposts aktiviert – wie immer wenn Frauen sich in politische Debatten mischen. Auch dies gehört zur Zerstörung des öffentlichen Diskurses. Erstaunlich ist, dass SRF hier der Promotor von heftigen Auseinandersetzungen wird statt zu informieren und die Demokratie durch Grundlagenwissen zu stützen. Schon schwierig momentan, diese Zeiten der trumpistischen Grausamkeit.