Die Lektüre von Uwe Wittstocks “Marseille” ist auf vielen Ebenen brandaktuell. Die Besprechungen im deutschen Feuilleton sind hymnisch, verpassen die Relevanz des Buches indessen in vielerlei Hinsicht. In einem Essay beschreibe ich, wie ähnlich sich Kulturideologinnen damals und heute sind und wie bitter sie dies letztlich mit ihrem Leben bezahlen mussten. Anna Seghers ist eines der Extrembeispiele, die als wackere Stalinistin alles getan hat, um den demokratischen Sozialismus zu stoppen. “Es gehört zur bösen Ironie der Geschichte, dass keiner der glühenden literarischen Sozialisten auf der Flucht vor den SS-Schergen aus Paris weg, von der UdSSR ein Visum erhielt. Selbst die glühende Kommunistin Anna Seghers kriegte ein Njet auf ihr verzweifeltes Gesuch, in ihrem politischen Heimatland vor den Nazis Unterschlupf zu finden. Der Hitler-Stalin-Pakt machte es inopportun, die deutschen Genossinnen und Genossen vor der sicheren Ermordung durch die Nazis zu retten. Hitler und Stalin hatten sich nämlich perfekt gefunden: Es ging um die Unterwerfung Europas zweck Ausradierung der jeweiligen Eliten und Juden/Jüdinnen in den jeweiligen Interessengebieten.” Die Kultur auf der Flucht zeigt Menschen, die keineswegs wie Du und ich sind, sondern egozentrische, selbstsüchtige Narzissten, deren Werk uns bis heute prägt, über deren Leben wir aber selten Kritisches hören. Der notorische Sexsüchtige Lion Feuchtwanger bspw. wurde im Exil zum opportunistischen Bewunderer Stalins als sich ihm die Chance bot. Und ganz grundsätzlich benahmen sich Intellektuelle und Kulturschaffende 1940 so wie man es nur selten hört: Weinerlich, selbstbezogen und, einmal gerettet nur dank dem Einsatz unzähliger Französinnen und Franzosen, dank den AmerikanerInnen Mary Jayne Gold und Varian Fry, ihre Lebensretter vergassen. Nicht nur das: Im Nachhinein war es als ob die deutschen Kulturschaffenden ihre Fluchthelfer wie eine selbstverständliche Dienstleistung für ihr Genie interpretierten.
Von da führe ich Sie zum 7. Oktober 2023 und dem Buch von Ron Leshem: Feuer. Israel und der 7. Oktober, Rowohlt 2024. “Revolution” – das Motto der Wiener Festwochen 2024 unter der Leitung von Milo Rau verführt die Kulturhorde dazu, an der Seite von Islamofaschisten den Massenmord an Juden und Jüdinnen “im Kontext” zu sehen… Lesen Sie Regula Stämpfli im Essay für ENSUITE, dem Magazin für Kunst und Kultur der Schweiz. Abonnement unter www.ensuite.ch
Es ist unterirdisch, wie meine linken Freundinnen und Freunde den Zusammenhang von Judenvernichtung 2023 ongoing und der Judenvernichtung der 1930er und 1940er Jahre NICHT ERKENNEN. Alle meine linken Freundinnen und Freunde reihen sich ein, wie damals die Heideggerianer in den Nationalsozialismus, sie reihen sich überall in Medien, Kultur, Partei und social media ein in das Lager der Islamofaschisten. Es ist wirklich erschreckend zu sehen, dass dem akademischen Milieu der islamofaschistische Iran viel näher ist als die USA oder generell DER WESTEN. Ich hätte nie gedacht, in #HANNAHARENDTZEITEN leben zu müssen. Hier der Essay https://www.ensuite.ch/von-marseille-1940-zum-7-oktober-2023/