ÜBER DIE VERNICHTUNG DER FRAUEN. Eine Rezension von Sara Rukaj: “Die Antiquitiertheit der Frau” in der “Die Weltwoche” 2.11.2022.

Rezension von Regula Staempfli über Sara Rukaj, Die Antiquitiertheit der Frau. Ein sehr bemerkenswertes Buch, vom deutschen Feuilleton weitgehend ignoriert. Ganz im Unterschied zu den Männerbüchern, Männerpodcasts, Männertheater…

Das Buch: Sara Rukaj. Die Antiquiertheit der Frau. Vom Verschwinden des feministischen Subjekts. Edition Tiamat, Berlin 2022:https://regulastaempfli.eu/wp-content/uploads/2023/01/WEW_43_068_BUCH_REZ-1.pdf

Wie real das Szenario der Unsichtbarkeit der Frauen geworden ist, zeigt die Universität Basel, die All Gender Toiletten einführt und All Gender mit Pissioirs: Die Herren der Schöpfung kriegen Sondertoiletten, Frauen gibt es nicht.

Männer kriegen “All Gender mit Pissoir” – Frauen verschwinden in All Gender. Das 19. Jh. ist zurück.

All Gender – No Women: Über die Vernichtung der Frauen

Vom „Verschwinden des feministischen Subjekts“ haut keinen Weltwoche-Leser vom Hocker. Trotzdem lohnt sich die Lektüre der „Die Antiquiertheit der Frau“, findet unsere Rezensentin laStaempfli. 

Selbsternannten Feministinnen sind in den Medien mittels Sprechakte, neuen Bildungskanon und Gesetzen, die bis in die Genitalien reichen, überproportional vertreten. Wer diese „linken Feministinnen“ denn eigentlich sind, bleibt vage. Damit räumt Sara Rukaj auf. Die dreissigjährige Autorin führt einen „Kanon der Bösen“ und beginnt bei Judith Butler. Völlig zu Recht, denn afghanische Frauen, die bspw. nach dem Einmarsch der Vereinigten Staaten 2001 das Ablegen ihrer Burka feierten, wurden vom Star der Queer Szene kurzerhand „als von ihrer Stammeskultur entfremdete“ und ‚zwangsverwestlichte Kriegsbeute‘ bezeichnet.“ „Modest Fashion“ nennen auch SRF und der WDR, im Jahr 2022 Burka, Tschador und Hijab. Dieses Butler-Geschwurbel klingt anlässlich der Iran-Proteste in der Süddeutschen Zeitung dann so: „Einer Frau ein Kopftuch aufzuzwingen, ist genauso verwerflich, wie es ihr ausziehen zu wollen“ (Dunja Ramadan, SZ, 24.9.2022). Derart kulturrelativistische Bullshit ist omnipräsent: „Die sexuellen Übergriffe durch mehrheitlich moslemische Migranten in der Kölner Silvesternacht 2015 bewertetet die Szene plump als „rassistischen Diskurs“ – so Rukaj. Die Realität – so Rukaj – spielt keine Rolle, denn selbst „die hundert Anzeigen und Zeugenaussagen von belästigten Frauen“ wurden als islamophobes Narrativ abgetan.

Neben islamistischen Propagandisten* und Gender-Ideologinnen gibt es bei Rukaj noch die: „Ich jammere, also bin ich“-Fraktion der Queer-Damen wie Sophie Passmann, die unterdessen von der „Community“ selber einen Shitstorm einkassierte, und Margarete Stokowski, der Spiegel-Kolumnistin. „Wer als Migrant nicht mitjammert, sondern Aufklärung und Freiheit fordert, wird zur besonderen Zielscheibe: Er wird ‚Haustürke‘ oder ‚Fifi-Migrant‘ geschimpft von Apothekertöchtern wie Hengameh Yagobifarah, die sich weiter schrecklich unterprivilegiert fühlt. Yagobifarah forderte für Polizisten übrigens eine „Mülldeponie“: „Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind“(TAZ, 15.6.2020). Fett kriegt auch Kübra Gümüsay in Rukajs Werk ab. Sie urteilt über deren Bücher als eine Mischung von „rührseliger Moralismus, Schmerzgesang, Millî Görüs-Propaganda, NS-Relativierung -, aber sicher keine wissenschaftliche Leistung.“ Rukaj entlarvt, wie diese Werke des „Echo der Larmoyanz“, „Deutschland (…) zur fleischgewordenen Hölle für Migranten jedweder Couleur“ erklärt.

 „La femme n‘ existe pas“ lautet der berühmte Spruch Jacques Lacan, der die Unterdrückung der Frau in der Sprache und in der Geschichte begründete – eine Geschichte voller phallischer Obsessionen. Leider schliesst sich Rukaj dieser Deutung im Prostitutionskapitel an und entlarvt dadurch einen Theoriefeminismus, den sie in den Kapiteln vorher den Queers vorgeworfen hat: „Wer es schafft, sich aus sich selbst zurückzuziehen und nur noch das zu spiegeln, was der Mann an naturbelassenem Herrschaftsmaterial sehen und erleben möchte, hat nebst dem Privileg des selbstbestimmten Arbeitens gute Verdienstmöglichkeiten.“

Den Untertitel, der uns verspricht, etwas über das Verschwinden des feministischen Subjektes zu erfahren, vergisst Rukaj über solch psychoanalytisch-marxistischen Theoriegebäuden. Leider. Denn das Buch liest sich streckenweise sehr amüsant, ist klug polemisch und zeigt, wie identitäre Bewegungen links und rechts letztlich Verschleierungsmanöver für Menschen ohne echte Leben darstellen: „Je mehr einer zur Persönlichkeit im schlechtesten Sinne geworden ist, desto mehr beherrscht ihn die Angst, Erfahrungen jenseits der ihm auferlegten Schablonen zu machen.“ Was zu tun ist, darüber schweigt Rukaj, obwohl es offensichtlich ist: Wer die Demokratie gegen die Sprechakt-Theorien von links schützen will, muss sich mit der Digitalisierung und deren antidemokratischen Gestaltungspotential auseinandersetzen. Doch davon erzählt Rukaj überhaupt nichts. Und nun werden wir ernst: „Gender“ lässt sich perfekt polemisieren, wir können sogar darüber lachen, doch ganz ehrlich? Sprechakt-Theorien, dies wissen wir spätestens seit Hannah Arendts Totalitarismus-Studie, sind in ihrem kollektiven Storytelling-Potential nie zu unterschätzen.

Regula Stämpfli ist Politphilosophin und Leiterin der #HannahArendtLectures an der HSG.
Das Buch: Sara Rukaj. Die Antiquiertheit der Frau. Vom Verschwinden des feministischen Subjekts. Edition Tiamat, Berlin 2022. 

Die Podcastin ist in Fahrt: Isabelle Rohner & Regula Stämpfli unterhalten sich über Autos, Abenteuerinnen & die Werkzeugkiste der Sichtbarkeit #Podcast #Podcasters #Art #Women #PodcastRecommendations

#DiePodcastin in Fahrt: Rohnerin&laStaempfli on Kamalaweiss, WollstonecraftMonument, Autos&Abenteuerinnen. Der Wochenrückblick bringt Medienmechanismen und grosse Frauen hervor, die ständig nackt, jung und bei Simone de Beauvoir sogar von hinten, ikonografisiert werden. laStaempfli verwechselt die tragische Künstlerin des missglückten Wollstonecraftmonumentes (Maggi Humbling hat Jahrgang 1945, ist also alles andere als eine junge Frau, die vielleicht von einem fehlgeleiteten Kunstausschuss instrumentalisiert wurde…), die Rohnerin dagegen Klasse mit eindrücklichen Vergleichen: Stellen Sie sich vor, Nelson Mandela wäre als junger schwarzer Mann in Ketten dargestellt worden, nackt, mit Sixpack. #femaleHeritage : der neue Hashtag, um Frauen zu feiern.

Los geht’s: Auch bei der Geschichte des Automobils gibt es mehr Geschlecht als Recht. Frauen sind keine Mütter, Ehefrauen, Schwestern, Töchter, auch keine Monster, sondern in erster Linie und immer: Abenteuerinnen. Dies zeigt sich bei der Geschichte der Automobilistinnen, die die Rohnerin und laStaempfli begeistert feiern: Bei den Links findet Ihr die Frauen und Hinweise, das Bild ist natürlich Erika Mann, das Universalgenie.

diepodcastin-in-fahrt-rohnerinlastaempfli-on-kamalaweiss-wollstonecraftmonument-autosabenteuerinnen

Die Rohnerin weist darauf hin, das Frauen den Führerschein bis – Atem anhalten – 1958 !!!!! nur mit Bewilligung der Männer durften, selbst Autos kaufen, das hat die unwissende Stämpfli dann nachgeguckt, durften sie auch nur mit Bewilligung irgendwelcher männlicher Vorgesetzter. Erinnert alles an Saudiarabien und den wunderbaren Film über das Mädchen, das Velo fahren wollte: Das Mädchen Wadjda (dieser Tipp ist Bonusmaterial zur Podcastin). Die Uniform- und Bekleidungsgeschichte der Automobilistinnen ist auch ganz spannend: Es gab, festhalten, ein Lippenstift- und Rauchverbot für die Schweizerinnen, die im Zweiten Weltkrieg für die Armee ihre Autos und ihr Können zur Verfügung stellten.

Frauen haben Autos zuhauf erfunden, designed: Der Rückspiegel, wahrlich nicht unwichtiges Accessoire stammt von Dorothy Levitt, die übrigens auch ein “little handbook on the woman and the car” verfasst hat. Die Rennen Paris-Nizza 1898 von Madam Laumaille gewonnen, 1900 Anna Marie Lutzmann als Werksrennfahrerin, Bertha Benz war der erste autofahrende Mensch überhaupt, selbst wenn ihr Gatte dies gerne verheimlicht hätte.

Viele Geschichten, hört rein/hören Sie rein! Zudem gibt es spannende Links von spannenden, wunderbaren, inspirierenden Frauen!