Regula Stämpfli an der Buchmesse in Frankfurt 2022: Alles anders und doch beständig. Ein erstes Highlight mit Mithu Sanyal.

Bei der Einfahrt in Frankfurt a. Main müssen alle wieder ihr Gepäck anschnallen, nie unaufbesichtigt lassen und wie Sperber darauf bedacht sein, Diebe nicht an Rucksack, Brieftasche oder andere Wertgegenstände zu lassen. Der Frankfurter Bahnhof ist eine der fürchterlichsten Gegend in den leider in Deutschland gewachsenen fürchterlichen Bahnhofsgegenden. Ich fühle mich jedesmal an die Ankunft in N.Y. 1989 erinnert und in den folgenden Jahren: “It is dangerous, it is really dirty and it does not seem like a prosperous Western City.” Ob Frankfurt, wenn es schon so einen abgefuckten Bahnhof hat, auch eine coole Szene wie damals in N.Y. als Ausgleich ermöglicht? I doubt it. Auf dem Fussweg zur Messe sieht alles noch abgewrackter aus als 2019 und es fehlen beim City-Eingang alle Buden, Stände, Läden mit Ramsch aus vergangenen Jahrzehnten. Alles weggefegt wie die Eingangskassen. Anmeldungen erfolgen nur digital, dafür gibt es eine meterlange Schlange von älteren Damen und Herren, die mit der Digitalität nicht so zurechtkommen – auch ich hatte, trotz Anmeldung, keine Eintrittskarte gekriegt und musste mich neu einloggen, wie Dutzende neben mir auch. Es könnte also nicht an den älteren Damen und Herren, sondern am FBM2022 Digitalsystem liegen. Mal sehen, wie es an der Besucherinnen-Messe geht. Die Hallen sind völlig neu geordnet, doch wie mir die Schweizer Stand-Dame von oben herab sagt: “Das war schon letztes Jahr so.” Überhaupt der Schweizer Stand, wie immer zuvorderst mit Kafi-Satz, am Donnerstag gibt es einen Empfang, zu dem man sich, auch neu, digital voranmelden musste. Schmallippig meint dieselbe Dame: “Sie können ja trotzdem vorbeischauen” – gnädig, nicht wahr? Doch dann wurde der Tag wie immer an der Buchmesse, zauberhaft:

Regula Stämpfli mit Mithu Sanyal an der Frankfurter Buchmesse 2022.

Highlight gab es viele, darüber wird laStaempfli noch schreiben, doch das Gespräch mit Mithu Sanyal am FAZ-Stand zu Sanyals neustem Werk (das schreibst Du in einem Monat! – well, no, ich leider nicht) war zauberhaft, inspirierend, super, sie ist einfach GROSS. Das anschließende Interview mit Michel Friedman dafür unendlich traurig, schmerzhaft – der Moderator kam eine halbe Stunde zu spät und war schlampig vorbereitet, für diese Fuge von Michel Friedman, diesem Gedicht voller Schmerz: “Fremd.” Doch die Zeit drängt, ich muss weiter. Später mehr.