Regula Stämpfli über Selfism in den Medien, die Veränderungen der Demokratie & politischen Kommunikation im Medienwandel durch die Digitale Revolution

«Der ‹Selfism› grassiert gegenwärtig in voller Wucht»

Ein neues Phänomen erobert die Welt: «Trumpism». Die Autorin zeigt in ihrem, schon in zweiter Auflage erschienen aktuellen Buch, wie die Verletzung der menschlichen Würde via 140 Zeichen in den politischen Alltag eingreift. Ein Gespräch über Trump, Salvini, Hashtagfeministinnen, Amokläufe, Twitter und Tribute.
Zwischen Show und Person gibt es in Zeiten technischer Umbrüche keinen Unterschied. Die Trennung zwischen öffentlich und privat ist völlig aufgehoben mit dem Resultat, dass nicht mehr um Institutionen gekämpft und im öffentlichen Raum nach gegebenen Regeln gestritten wird. Es werden Menschen aufgrund ihrer Ansichten oder biologischen Erscheinung der Vernichtung preisgegeben – siehe Hate-Speech. Und zwar von allen politischen Seiten. Dieser «Selfism», der Aufstieg des herrschsüchtigen, ungebundenen Selbst, das links und rechts vergoldet wird, grassiert gegenwärtig in voller Wucht. Dass vor lauter Trump auch die Gegnerinnen völlig totalitär werden, erkennen nur Wenige, wofür ich den Begriff «Blindspirale» entwickelt habe. Den Aufstieg des 45. Präsidenten setze ich auch in Zusammenhang mit dem 44.  – eines der schwierigsten Kapitel über die Mittäterschaft von Barack Obama am gewachsenen Zerfall westlicher Demokratien. Dies alles setze ich in Bezug zur Welttheorie von Hannah Arendt (lacht). Sie sehen, es geht wirklich um viel und kein Wunder habe ich viel länger gebraucht, das Buch zu Ende zu bringen als geplant.
PS: Nachtrag vom 8.8.2019. Immer wieder gibt es Kollegen und Kolleginnen, die Stämpflis Werk abkupfern, ohne sie zu zitieren. Nicht zuletzt deshalb werden die wichtigen Artikel und Innovationen hier dokumentiert. 

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