#diepodcastin Isabel Rohner & Regula Stämpfli empfehlen zur Frankfurter Buchmesse #FBM22 Bücher.

#diepodcastin liest: Buchempfehlungen von Isabel Rohner und Regula Stämpfli im September 2022 mit Belton, Dohm, Albus, Hansen, Grandes, Garmus, Nin.Regula Stämpfli und Isabel Rohner haben in den vergangenen 2 Jahren schon mehrfach “Sonderfolgen” über Bücher gemacht. Die Liste der besprochenen Bücher und Autorinnen ist lang, sie reicht über aktuelle Neuerscheinungen bis zu Klassikerinnen, von vergessenen Autorinnen bis zu Geheimtipps der Geschichte.Regula Stämpfli beginnt mit Catherine Belton: “Putins People” im Original. Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste. Es ist dem Sexismus des deutschen Feuilletons geschuldet, dass WIRKLICH RELEVANTE SACHBÜCHER es nie auf die Bestsellerlisten in Deutschland schaffen. Deshalb ist der politische Diskurs in Deutschland mehr und mehr vergiftet. Catherine Beltons Buch IST DAS WERK ZUR STUNDE und laStaempfli ist fassungslos, wie ignorant die deutschen, schweizerischen und österreichischen Medien sind, den Bestseller in den USA, GB, Australien und Skandinavien einfach zu ignorieren – nicht zuletzt, weil er von einer Frau geschrieben ist. laStaempfli setzt DRINGLICHE LESEEMPFEHLUNG. Isabel Rohner hat sich für die heutige Büchersendung was Überraschendes ausgedacht: Als erstes stellt sie uns die Philosophin Helene von Druskowitz (1856-1918) vor, eine Österreicherin, die in Zürich Philosphie studierte und als Dozentin, Wissenschaftlerin und Vortragende aktiv war, bis ihr die Frauenfeindlichkeit ihrer Zeit so zum Hals raushing, dass sie mit Männerfeindlichkeit zurückschlug. Ihr Spätwerk “Der Mann als logische und sittliche Unmöglichkeit und als Fluch der Welt” ist eine Antwort auf die frauenverachtenden Publikationen angesehener Geistesgrößen ihrer Zeit. laStaempfli stöhnt, da es wahrlich genügend aktuelle Frauenfeindlichkeiten gäbe – wird sich aber der Lektüre widmen, obwohl sie schon Solanas SEHR anstrengend fand, vertraut aber der grossen Rohnerin und deren Sachverstand.laStaempfli bringt nach der “Gier als Treiberin der Weltpolitik” in Russland einen tollen Unterhaltungsroman von Lioba Albus.Lioba Albus ist geniale Komikerin, Schauspielerin mit Programmen wie “Hitzewallungen” oder “Mia- eine Weltmacht mit 3 Buchstaben” , ihre köstliche Hauptfigur. Der Roman strotzt vor Lebensfreude, ist extrem gut geschrieben und voller Poesie. Allen empfohlen, ein Feel-Good Roman mit feministischer Politik – génial.Mit den Büchern von Dörte Hansen geht es in den Norden von Deutschland: Die Rohnerin liebt den Roman “Altes Land” (2015)und die Geschichte der eigenbrötlerischen Vera Eckhoff, die einst als Flüchtling aus Ostpreußen ins “Alte Land” kam und jetzt, im Alter, das Zusammenleben mit ihrer Nichte Anne aus der Stadt lernt. Ende September 2022 erscheint mit “Auf der See” nach “Mittagsstunde” (2021) Dörte Hansens nächster Roman.laStaempflis “Eine Frage der Chemie” von Bonnie Garmus, ein Jahrhundertwerk, aber bitte im englischen Original, die deutsche Übersetzung ist grottenschlecht. Wiederum hegt laStaempfli einen üblen anti-deutschsprachigen SEXISMUSVERDACHT, der sich leider meist bewahrheitet, grad in Deutschland, diesem grässlichen Bordell Europas – vielleicht sind deshalb die Sexisten hier so erfolgreich und es geht gar nicht um den Protestantismus – also der Verdacht, dass Übersetzer sich bei Frauenromanen eben keine besondere Mühe geben. Well, anyway: Lessons in Chemistry auch génial.Die Rohnerin erinnert an: “Die Antifeministen” von Hedwig Dohm ist 1902 erschienen – und gibt uns auch 120 Jahre später Argumente, Witz und Mut an die Hand um gegen die heutigen Antifeministinnen und Antifeministen vorzugehen. Ein Herzenstipp! Und vor lauter in der Vergangenheit schweben, vergisst die Rohnerin fast das exzellente Buch von Almudena Grandes, Das gefrorene Herz, das bei ihr auf dem Nachttisch liegt.

Grossartiges Graffiti von der Rohnerin fotografiert, von laStaempfli bearbeitet: Berlin. Sieht aus wie Helene Wittgenstein, die tausendmal mehr war als die Schwester ihres zum Genie verklärten Bruders.

laStaempfli schliesst mit der wunderbaren Anais Nin und deren Ausführungen zur Erotik ab: “Porno verhält sich zur Erotik wie eine Leiche zum menschlichen Körper” – dies ein Zitat von laStaempflis Vermessung der Frau. Das Buch sollte übrigens dringend neu verlegt werden – laStaempfli kommt einfach nicht dazu. Bücher von Frauen werden immer noch seltener rezensiert und besprochen als Bücher von Männern. Das zeigt u.a. eine Studie der Uni Rostock. Daher ist es auch immer politisch, über die eigenen Bücher zu sprechen. Regula Stämpfli und Isabel Rohner erwähnen daher auch nochmals “Trumpism”, “Sex, Katzen & Diäten” und “Schwarze Petra” (et al.).Bild von Rohnerin: Graffitti aus Berlin, von laStaempfli bearbeitet für die Podcastin, Folge Books.Links:– WDR-Besprechung von “Schwarze Petra” von Isabel Rohner: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/buecher/krimi-check/schwarze-petra-rohner-100.html– Infos zu Helene von Druskowitz: https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/helene-von-druskowitz/– Alles über Hedwig Dohm: www.hedwigdohm.de-Lioba Albus siehe https://lioba-albus.de/-Putins Netz siehe Regula Stämpfli Literaturblog– Anais Nin siehe Delta der Venus– Bonnie Garmus siehe Literaturblog der Kunst- und Kulturzeitschrift ensuite https://www.ensuite.ch/literaturblog/

2007 Erste Auflage, 2008 Zweite Auflage – eine starke Tournee durch Österreich/Schweiz & Deutschland: Die vierte Gewalt von Regula Stämpfli avant la lettre: “Algorithmisierung der Welt”. Eine Frau kommt immer zu früh. Selbst Hannah Arendt erreichte mit Denken eine grosse Community erst nachdem sie schon längst verstorben war. Und, so laStaempfli: Wäre die Kontroverse um “Eichmann in Jerusalem” nicht gewesen, wären Hannah Arendts Schriften wohl im Archiv verstaubt, eine der vielen genialen Hochschullehrerinnen mehr, die von den Warmwasserduscher-Denkermänner vergessen, versteckt, unterdrückt oder kopiert werden. Wie gesagt: Was “Die Eroberung der Welt als Zahl” von Regula Stämpfli bedeutet, hätte schon viel früher bekannt sein müssen. Die Demokratien wären heute stabiler.

Direktink zur Folge: https://diepodcastin.de/2022/09/02/diepodcastin-liest-buchempfehlungen-von-isabel-rohner-und-regula-stampfli-im-september-2022-mit-belton-dohm-albus-hansen-grandes-garmus-nin/

Regula Stämpfli über die französischen Neuerscheinungen «Le Consentement» und «14 juillet»: Vive la littérature française contemporaine

Regula Stämpfli über die französischen Neuerscheinungen «Le Consentement» und «14 juillet»: Vive la littérature française contemporaine

Wäre Europa verdammt, nur noch in einer einzigen Sprache lesen zu dürfen, würde uns die französische retten. Keine andere Sprache vermag Demokratie, Geschichte, Politik, Unterdrückung, Freiheit, Sexualität und Philosophie so poetisch zu vermitteln wie sie. Deutschland und die Dialäktschweiz verbinden im Vergleich furchtbare Leerstellen: Literatur ist oft eine dröge Männerangelegenheit, Poesie wird gerne von protestantischen Klugscheisserinnen und Klageweibern verhandelt: Helvetisch-teutonisch-kleinkrämerisch wird Literatur im grossen Kanton und in der Dialäktschweiz mittels Politiksprache territorialisiert. Ausgenommen sind dabei die grossen Schriftstellerinnen wie Marlene Streeruwitz, Elfriede Jelinek, Christa Wolf, Eva Menasse, Verena Stefan, Johanna Adorjan, Ruth Schweikert, Vea Kaiser, Anne Siegel, Laure Wyss – um der Gerechtigkeit halber nur einige zu nennen und gleichzeitig auf die grossen deutschsprachigen Krimiautorinnen hinzuweisen, deren literarische Qualität immer wieder überzeugt. Das deutschsprachige Feuilleton ist an der Misere mitbeteiligt: Es strotzt vor Platitüden wie «nichts Neues», «zu wenig Distanz», «Anklageschrift», «verbissen», «könnte spannend sein», wenn es um ausgezeichnete Romane oder Sachbücher geht, die dem Kritiker ein Dorn im Auge sind, weil er schlicht überfordert ist. Deutsches «Übermannt-Sein» (O-Ton Christian Lindner, FDP-Chef Deutschland, der als «Vorzeigeintellektueller» gilt) überall: deshalb kein Anzeichen im deutschen Feuilleton, sich auf die Poesie des «Other», auf Verantwortung, auf Demokratie, auf Urteilskraft, auf Denken einzulassen. Deutsche Kulturkritik liesse sich in einem Comic mit einem älteren, wohlerhaltenen Mann «in den besten Jahren» mit rehäugiger Kritikerin an der Seite, ja, sie könnte seine Tochter sein, zeichnen: «Fräuleinwunder» …

weiterlesen: https://www.ensuite.ch/le-consentement-und-14-juillet-vive-la-litterature-francaise-contemporaine/ 14-juillet-199411053-237x450

 

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