#MeToo: Der Medienskandal Roshani/Canonica in einer Kritik von Regula Stämpfli anlässlich Roger Schawinskis Thriller zum Thema im Klein Report 19.5.2023.

Zur Vorgeschichte: Regula Stämpfli: (bei Zitaten zwecks Autorisierung bei mir auf pollitphilozoffin@gmail.com melden): “Im Februar 2023 platzt eine neue Medienbombe im für den deutschen Sprachraum als Leitmedium aktzeptierten “Spiegel”. Die langjährige Journalistin beim „Magazin“, Anuschka Roshani wirft dem Ex-Chefredaktor öffentlich Sexismus und Machtmissbrauch vor. Sie leitet ihren Text mit Betrachtungen zum Mehrfach-Vergewaltiger Harvey Weinstein ein und fährt fort: “Ich sah mir “She Said” an, nachdem ich selbst Opfer eines Machtmissbrauchs geworden war.” Zum Originalartikel siehe https://www.border-crossing.ch/wp-content/uploads/2022/05/MeToo_anuschka-Roshani-spiegel_2023_02_04.pdf Ein PdF von Mark Balsiger auf Twitter.

Der Bericht von Anuschka Roshani vom 4.2.2023 im Spiegel löste in der Schweiz ein Erdbeben aus. Watson/AZ sekundieren ein paar Tage später: „Es sei alles noch schlimmer.“ Auf Twitter werden weitere MediaToo-Erfahrungen im Tages-Anzeiger getauscht. Die Journalistin und Buchautorin Anne-Sophie Keller, erst kürzlich wegen einer Abtreibungsgeschichte auf dem Cover vom „Magazin“ meint: „Meine Zeit bei der #Tamedia: Chef sieht Flecken auf dem Boden und fragt, ob einer meiner Lover hier war. Mitglied der Chefredaktion nennt mich Schätzeli. Key Account Managerin slutshamed mich auf Facebook. Ich war 20, es war mein erster Job. Volle Solidarität mit #Roshani.“ Priska Hauser, ehemalige HR-Mitarbeiterin der TX-Group twittert, dass sie Verständnis habe, für „die Angst“, sich zu äußern und fährt weiter: „Ein Kadermitarbeiter benimmt sich unterirdisch während eines Weihnachtsessen mit dem Team. Die Meldung geht an die GL. Drei Monate später wird er befördert.” In einer ersten Stellungnahme gibt die Leitung TX-Group zu, dass „seitens Finn Canonicas“ zu „nicht angebrachtem Verhalten“ gekommen und „Führungsgrundsätze verletzt“ worden seien. Es sei „immer wieder zu grobem, unangemessenem und herablassenden Sprachgebrauch gekommen.“

Isabel Rohner und Regula Stämpfli widmen sich seit drei Jahren dem #MeToo und #MediaToo (ein Begriff, den Die Podcastin kreiert hat) und halten in einer Folge fest: Wenn sich eine einzelne Frau gegen ihre ehemaligen Chefs wendet, sehen die darauffolgenden Ereignisse ähnlich aus: Der Fall wird abgewiegelt, die Frau pathologisiert, die Akten versorgt bis zur nächsten Klage, die mehr oder minder einen kurzen öffentlichen Skandal bewirkt, aber letztlich im Nirgendwo landet. Die Frauen, die den unteren Chargen verbleiben, lernen diese bitteren Lektionen und werden Teufel tun, sich hier mit irgendwem zu solidarisieren oder gar eigene, misogyne Erfahrungen zu teilen. Der Preis, in der Schweiz, Deutschland und in Österreich Frau zu sein, bleibt hoch. Die TX-Group ist nur ein Beispiel für die geballte Medienmacht: Zu ihr gehören Tages-Anzeiger, 20-Minuten,Das Magazin, Der Bund, Le Matin Dimanche, Thuner Tagblatt,  Zürcher Unterländer, der Landbote, die Basler Zeitung, die Sonntagszeitung, die Zürisee-Zeitung, der Berner Oberländer, die westschweizerische Bilan und vieles andere mehr. Die TX- Group erreicht laut Eigenwerbung über „80 Prozent der Schweizer Bevölkerung.“ Der Arm vom Tages-Anzeiger greift auch weit nach Deutschland hinein: Die Süddeutsche Zeitung und der Tages-Anzeiger stecken in enger Kooperation seit 2016: So werden Themen und Menschen aus demselben Kuchen gepuscht oder eben, je nachdem, gemobbt. Wer sich mit der TX-Group anlegt, hat in der Schweiz auch SRF gegen sich: die beiden Onlineportale von 20-Minuten und Schweizer Radio- und Fernsehen srf.ch lesen sich punkto Titel, Themen und Experten wie Zwillinge. Fun Fact:  SRF war auch extrem spät dran, über den MediaToo Skandal zu berichten und als es dann fast eine Woche später der Fall war, verlief sich die Story in einem Blablabla, dass es auch bei anderen Medienunternehmen eben Probleme mit dem Sexismus gäbe. 

So war der Stand ders Wissens rund um den Artikel von Anuschka Roshani bis im März 2023 als der Radiopionier Roger Schawinski die Affäre aufnahm und selber zu recherchieren begann. In der Folge von Schawinskis Recherchen lud der Radio 1 Verleger und Eigner den medial Angeklagten zum Gespräch ein: Hier der Link zur Sendung. https://podcasts.apple.com/de/podcast/finn-canonica/id530426163?i=1000602818313

Letzte Woche kam das Buch von Roger Schawinski heraus, das Regula Stämpfli nun für den Klein Report rezensiert. Hier der direkte Link: https://www.kleinreport.ch/news/medienkritik-anuschka-und-finn-und-das-eherne-gesetz-der-medienoligarchie-101871/ Ich halte fest, dass die Nähe der Geschichte rund um die BetriebsUNKultur im “Das Magazin” keine MeToo Story, sondern ein Aufdecken der pitoyablen Zürcher Medienmechanismen mit Ausstrahlung bis nach Deutschland ist. Die Politisierung des Medienskandals als einerseits #MeToo Story durch Anuschka Roshani und den meisten deutschen und deutschschweizerischen Medien, andererseits durch Roger Schawinski, der in der Geschichte Beziehungskorruption der “aktivistischen Feministinnen”, des zeitgenössischen Klimas und auch des #MeToo sieht, falsch ist.

MeToo darf kein Fall der Politisierung und Instrumentalisierung werden,sondern MUSS eine Frage der Gerechtigkeit und Gleichstellung bleiben.

Beide Seiten schaden den WIRKLICHEN MISSBRÄUCHEN INKLUSIVE DEREN AUFDECKUNG VON MACHT, GEWALT UND SEXUELLE ÜBERGRIFFE bei #MeToo gewaltig. Schon jetzt wird Frauen, die sich vor ihren Partnern, Vorgesetzten, Kollegen schützen wollen und vor Gericht gehen, NICHT GEGLAUBT. Solche “umstrittenen Fälle” wie sich der Medienskandal Roshani/Canonica nun entpuppen, fördern einen schmerzhaften Backlash in den Fortschritten rund um die Thematisierung VON SEXUELLER GEWALT, MACHTMISSBRAUCH UND ZERSTÖRUNG VON FRAUENBIOGRAPHIEN. Siehe Kommentar #Klein Report https://www.kleinreport.ch/news/medienkritik-anuschka-und-finn-und-das-eherne-gesetz-der-medienoligarchie-101871/

PS: Zwei Begriffe wurden von einer klugen Freundin nachgefragt. Weshalb “Verlegersgattin”? Dies habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil sich Anuschka Roshani selber gerne als “Verlegersgattin” bezeichnete – laut vielen Quellen. Deshalb hier so zitiert; überhaupt nicht despektierlich gemeint. Dann die Frage nach der Erwähnung der Partnerin von Mikael Krogerus als Gender- und Transaktivistin. Dies wurde als “pikanterweise” aufgeführt, weil sich die Redaktion “Magazin” nach dem “Ich auch”-Artikel von Roshani massiven Druck aus den sozialen Medien ausgesetzt gesehen hatte. Ständig wurden die Kollegen und Kolleginnen des linksliberalen und transaktivistischen wie genderaffinen “Magazin” angegriffen, angemacht, weshalb sie denn NICHTS GEGEN DIESEN ÜBERGRIFFIGEN CHEF übernommen hätten und weshalb ausgerechnet im “Magazin” dies toxische Kultur unter so Genderaktivisten nahen Menschen wachsen konnte. Deshalb wird dies im Text auch verkürzt erwähnt. Dass der/die/das Schweizer Journalist:in übrigens mit eigener Recherche nachdoppelte und feststellte, dass NIEMAND AUS DER REDAKTION DAS MAGAZIN vom SPIEGEL befragt wurde und – alles natürlich anonym – das Klima in der Redaktion “Magazin” viel besser war als von Roshani beschrieben, kann wohl auf den Unmut der Redaktion “Magazin” zurück geführt werden, ständig in der Öffentlichkeit als bigotte “Wasser predigen und Wein trinken”-Fraktion kritisiert zu werden. Doch dies ist reine Spekulation meinerseits. Ich halte jedoch fest: Der Medienskandal Roshani/Canonica ist nicht MeToo, sondern ist im strukturellem Filz in Zürich verhaftet.

WIDERWÄRTIGKEIT ALS NORM – Klein Report 13.4.2018. Kommentar zur ECHO-Verleihung

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